Er konnte sich an der Erde nicht sattsehen, der Astronaut Alexander Gerst, der fast ein Jahr auf der Raumstation ISS verbracht hat. Der Blick aus dem All hat seine Sichtweise auf die Erde geprägt.
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Fast ein Jahr lang schwebte er zwischen Himmel und Erde. 400 km über der Erdoberfläche notierte er einen Brief an seine Enkelkinder, die er hofft, einmal zu haben.
Alexander Gerst ist ein deutscher Raumfahrer und war Kommandant auf der internationalen Raumstation ISS. Jeden einzelnen Tag seiner langen Mission schaute er auf die Erde. Sattsehen konnte er sich nicht. So viel ging ihm durch Herz und Geist. Ein zärtlicher Blick auf die Erde, mehr noch: beklommen, sorgenvoll.
Und so schreibt er, zwischen Himmel und Erde, einen bemerkenswerten Brief an seine noch nicht geborenen Enkel. Mit diesem eigenwilligen Blick von außen auf dieses, wie er es nennt, "zerbrechliche Raumschiff Erde, sehr viel kleiner, als die meisten Menschen sich das vorstellen können".
Zerbrechlich seine Geosphäre, endlich die Rohstoffe. Alexander Gerst schaut dabei schonungslos auf sich selbst und die Menschheit, die oft so rücksichtslos mit diesen Kostbarkeiten umgeht. Groß ist sein Bedürfnis, sich bei den Nachfahren zu entschuldigen: "Im Moment sieht es so aus, also ob wir – meine Generation – euch den Planten nicht gerade in bestem Zustand hinterlassen." Auch wenn viele das verdrängen würden, es ist schon glasklar, sagt der Raumfahrer, dass wir egoistisch und rücksichtslos auf Kosten der Nachkommenden leben.
Mich fasst das an, wie eindeutig der Wissenschaftler das Versagen auch meiner Generation benennt. Der biblische Auftrag, dass die Menschen sich die Erde untertan machen sollen, ist über Jahrhunderte missverstanden worden. Statt Verantwortung zu übernehmen für das Ganze des Lebens, haben sich Menschen an den Gütern der Schöpfung in aller Maßlosigkeit bedient, als gäbe es kein Morgen.
Den Irrwegen setzt Alexander Gerst entgegen, was er den Jungen mitgeben möchte, weil sie es besser machen sollten als wir. Er schreibt: "Dass es sich lohnt, mit seinen Nachbarn gut auszukommen. Dass Träume wertvoller sind als Geld." Der Forscher zählt auf: "Dass die einfachen Erklärungen oft die falschen sind und die eigene Sichtweise immer unvollständig. Dass ein Tag, an dem man etwas Neues entdeckt hat, über seinen Horizont hinausgeschaut hat, ein guter Tag ist."
Das wissen Kinder intuitiv. Das weiß Jesus, wenn er den Erwachsenen sagt: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, dann wird es eng mit dem Weg zum Himmel. Also: Neugierig bleiben, das Träumen nie verlernen, den Frieden einüben, das ist eine wundervolle Quintessenz des Astronauten. Sein Brief steht für Demut und Lebensklugheit, die wertvoller sind denn je.
Es gilt das gesprochene Wort.
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