Neues Kleid – neue Haltung

Wort zum Tage
Neues Kleid – neue Haltung
Wie Gottes Liebe Menschen verändert …
14.09.2015 - 06:23
25.06.2015
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh

Kleider machen Leute. Welche Kleidung ein Mensch trägt, hat auch einen Einfluss auf seine Haltung. Das kann man bei Kindern wunderbar sehen, wenn sie sich verkleiden. Das kleine Mädchen, das sich einen Tüllrock anzieht und eine Krone aufsetzt, geht gleich aufrechter und stolzer. Und der kleine Junge, der sich einen Spielzeug-Colt um die Hüften schnallt und einen Cowboy-Hut aufsetzt, geht mit wiegendem, breitbeinigen Gang und streckt die Brust vor.

 

Kleider machen Leute – und machen Haltungen. Auch im übertragenen Sinn. Der Apostel Paulus bezieht das auf die christliche Taufe. Er schreibt: Ihr alle, die ihr getauft worden seid und dadurch zu Christus gehört, habt Christus angezogen. Ein neues Kleid. Das Kleid der Kinder Gottes. Paulus schreibt weiter: Ihr seid jetzt  alle Kinder Gottes – weil ihr durch den Glauben mit Christus Jesus verbunden seid. … Es spielt keine Rolle mehr, ob ihr Juden seid oder Griechen, unfreie Diener oder freie Menschen, Männer oder Frauen. Denn ihr alle, die ihr getauft worden seid und dadurch zu Christus gehört, habt Christus angezogen. (Galater 3,26-28)

 

Wer sich Gott anvertraut, zieht ein neues Kleid an, das Kleid der Kinder Gottes. Und dieses Kleid nimmt den Unterschieden ihre trennende Kraft. Vor Gott ist es nicht entscheidend, wie ein Mensch aussieht, ob er oder sie groß oder klein ist, schwarz oder weiß, dunkelhaarig oder blond, läuft oder im Rollstuhl fährt, auch nicht, welchen sozialen Status er oder sie hat.

Gott liebt alle Menschen gleich und sieht in ihnen die Geschwister seines Sohnes Jesus Christus.

 

Für mich verändert dieses Wissen den Blick auf die Menschen. Ein wenig ist das, als würde Gott jedem Menschen eine Krone aufsetzen, die sagt: „Dies ist mein Kind, der Liebe wert, des Respektes würdig!“ Und jeder hat das Recht, seinen Platz, jede hat das Recht, ihren Platz in dieser Welt einzunehmen. Für mich persönlich war das wichtig, als ich mich vor gut dreißig Jahren auf den Weg gemacht habe, Theologie zu studieren und Pastorin zu werden. Frauen auf der Kanzel, das war damals noch nicht selbstverständlich. Geholfen hat mir zu verstehen: Bei Gott bin ich willkommen und darf meine Gaben leben. Heute finde ich dies im Blick auf die Menschen in der Vielfalt ihrer Lebensformen, Nationalitäten und Hautfarben und im Blick auf behinderte Menschen zunehmend wichtig:

Jeder Mensch ist ein Kind Gottes, der Liebe wert und des Respektes würdig.

25.06.2015
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh