Shopping

Wort zum Tage
Shopping
29.09.2018 - 06:20
27.07.2018
Diederich Lüken
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„Wer sagt, dass man Glück nicht kaufen kann, hat keine Ahnung von Shopping.“ Es war natürlich ein Bekleidungsgeschäft der gehobenen Klasse, in dessen Schaufenster ich diesen Spruch las. Mit fiel dabei spontan der folgende Liedvers ein: „Manches Glück ist auf den Schein, lass es Weile haben.“ Diese Verse stammen von Rudolf Alexander Schröder, und sie besagen: Sei nicht neidisch auf das Glück anderer; oft sieht es nur so aus, als sei es ein Glück; und in jedem Fall ist es vergänglich. Das gilt auch für das Glück derer, die Zeit, Muße und das Geld dazu haben, genüsslich von Geschäft zu Geschäft zu wandern, dieses anzuprobieren, jenes auszuprobieren, um dann mit strahlenden Augen und dicken Paketen wieder zu Hause aufzukreuzen. Sie füllen ihre Zeit damit auf höchst befriedigende Weise aus und geben mal mehr, mal weniger Geld aus für Dinge, die sie meist gar nicht brauchen, nur, weil das Kaufen Lust und Befriedigung verschafft. Nun ist es allerdings relativ einfach, auf Leute herabzuschauen, die ihr Vergnügen beim Shoppen suchen. Doch eine bestimmte Art von Shopping habe ich selbst praktiziert. Zwar ging es mir nicht um Kleidungsstücke, sondern um Bücher und CDs. Es war Glück oder jedenfalls sehr befriedigend, die verschiedenen Buchhandlungen aufzusuchen und in ihnen zu stöbern, nach neuen Titeln zu suchen und altbewährte Titel zu finden. Ist mein Shopping als Lesesüchtiger etwa besser als das Shoppen der Modesüchtigen? Diese Frage zu bejahen, ist hochmütig. Nicht hochmütig aber, so meine ich, ist es, zu fragen, ob das Shoppen wirklich glücklich macht, ja, mehr noch, ob man Glück kaufen kann. Genau dieses glaube ich – aus eigener Erfahrung - nicht. Dieses sogenannte Glück ist tatsächlich „auf den Schein“, wie der Liederdichter Schröder sagt, also nur ein scheinbares Glück, das spätestens dann vergeht, wenn die Aufgaben, Sorgen und Schmerzen des Alltags den Shoppenden wieder einholen. Dann erfährt man am eigenen Leibe: Kaufen kann man das Glück nicht, weder durch eine Shopping-Tour noch durch andere Kaufaktionen. Ja, Glück fällt einem entweder in den Schoß oder es will erarbeitet und erbeten werden. In der Bibel führt der Begriff Glück nur ein randständiges Dasein. Im Alten Testament kommt er selten vor, im Neuen Testament überhaupt nicht. Stattdessen spricht Jesus seinen Zuhörern „Seligkeit“ zu. Das bedeutet Glück in Hochpotenz, Seligsein überragt Zeit und Raum und reicht bis in die Ewigkeit. Selig sind nach Jesu Worten die Armen, die Traurigen, die Friedensstifter und andere, denen man das gar nicht ansieht und zutraut. Wie gut, das sich daran zu erinnern! Wenn man mit leeren Händen dasteht. Oder vollbepackt nachhause kommt.

 

Es gilt das gesprochene Wort

27.07.2018
Diederich Lüken