St.-Knuts-Tag

Wort zum Tage

Gemeinfrei via unsplash/ Kieran White

St.-Knuts-Tag
von Pfarrerin Barbara Manterfeld-Wormit
13.01.2024 - 06:20
29.12.2023
Pfarrerin Barbara Manterfeld-Wormit
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Es gibt ein paar Dinge, die möchte ich unbedingt noch erleben in meinem Leben: In einer dunklen Polarnacht irgendwo im Norden das Polarlicht sehen zum Beispiel. Ganz wunderbar muss das sein, was in Berlin, meiner Heimatstadt, wo es eigentlich nie richtig dunkel wird, so gar nicht vorstellbar ist. Was für ein Zauber muss da sein, wenn plötzlich Licht in magischen Farben am Himmel zu tanzen beginnt, da, wo es jetzt fast nur dunkel ist. Vielleicht ein bisschen wie der Zauber des Weihnachtssterns, vielleicht sogar noch schöner.

Heute ist in den nordischen Ländern Finnland, Schweden und Norwegen St. Knuts-Tag. Mit ihm endet dort das Weihnachtsfest. Mit einem handfesten Brauch, der hier bei uns durch ein Möbelhaus bekannt geworden ist: Heute fliegt der Weihnachtsbaum endgültig raus. Bei den meisten hat er das ja längst schon getan. Die ersten stellen ihn ja tatsächlich bereits am Tag nach Heiligabend raus auf die Straße. Ich gehöre zu denen, die ihn stehen lassen, bis es wirklich nicht mehr geht, weil er schon beim Anschauen zu nadeln beginnt und Kerzen daran anzünden brandgefährlich ist. Und trotzdem: Ich fühle mich schlecht, wenn ich meinen grünen Freund dann abschmücke, der mir so viel Freude bereitet hat mit seinem Licht und Geruch nach Tanne. Mit ihm kam die Gemütlichkeit und der Glanz. Er hat unser alltägliches Leben und unsere Wohnung verwandelt. So jemanden wirft man doch nicht einfach weg. Verratene Liebe ist das: Erst schleppt man ihn begeistert nach Hause, dann hat man genug und er fliegt raus. Ab dann ist der Januar wieder nass und kalt und grau und Frühling noch weit. Doch es wird wieder so sein, dass ich noch Wochen und Monate danach Nadeln finde: unter dem Teppich, unter der Kommode, in den Ritzen vom Parkett. Sie werden mich daran erinnern, dass Weihnachten war und Gottes Liebe bleibt in der Welt. Gottes Licht ist nach wie vor da und seine Liebe und seine Worte. Wie ein Brief, den man Jahre später wieder liest, weil man ihn natürlich aufgehoben hat an einem sicheren Ort in einer Kiste. Darin verspricht Gott mir seine Liebe - und dass er bei mir bleiben möchte.

Es gilt das gesprochene Wort.

29.12.2023
Pfarrerin Barbara Manterfeld-Wormit