Vom Geist, der Neues schafft

Wort zum Tage
Vom Geist, der Neues schafft
30.05.2015 - 06:23
31.03.2015
Pastorin i.R. Elke Drewes-Schulz

So kann es einfach nicht weitergehen! Zu dieser Erkenntnis kommt man relativ schnell, wenn einem die täglichen Belastungen über den Kopf wachsen oder wenn ein altes vertrautes Miteinander plötzlich Risse bekommt. Aber auch, wenn auf den ersten Blick alles zu stimmen scheint, geht es für manche Menschen nicht so weiter wie bisher. „Es ist schlimm, wenn man die Erfolgsleiter unter großem Aufwand erklettert hat und, oben angekommen, feststellen muss, dass die Leiter an der falschen Stelle stand“, lautet das Resümee eines Managers nach langjähriger Tätigkeit. Er ist zwar den Erwartungen und Zielen anderer gerecht geworden, aber nicht den eigenen. Das wird ihm klar, als sein Körper ihn plötzlich ausbremst und zu einer ungewollten Auszeit zwingt. Als kreative Pause bezeichnet er später das Vierteljahr, in dem er arbeitsunfähig war. Denn er hat endlich mal darüber nachdacht, was er persönlich für gut und sinnvoll hält und wofür es sich zu leben lohnt. So sehr er auch unter den Folgen der Erkrankung zu leiden hat, er möchte diese Zeit nicht missen. Sie hat ihm die Augen geöffnet.

 

Als Erstes kündigt er. Mit seiner Begründung, endlich mehr Zeit für seine Familie haben und etwas Sinnvolles tun zu wollen, stößt er auf Unverständnis, zumal er selbst von sich und seinen Mitarbeitern immer erwartet hat, das Privatleben hintan zu stellen. Auch als ihm mehr Geld angeboten wird, zögert er keinen Augenblick und lehnt dankend ab. Er will die Chance ergreifen und endlich achtsamer mit dem Leben umgehen, mit dem eigenen und mit dem anderer. Schon seit einiger Zeit hat er für eine private Entwicklungsinitiative gespendet. Jetzt wird er deren Geschäftsführer. Er lässt sich zu kostenlosen Vorträgen einladen und gewinnt unter seinen ehemaligen Geschäftspartnern zahlungskräftige Sponsoren für die gute Sache.

 

Lautete früher seine Devise: „Es gibt für alles eine Lösung“, muss er heute erkennen, dass es Dinge gibt, die man nicht so einfach in den Griff bekommt. Demütiger ist er geworden und dankbarer. Den Geist, der ihn jetzt befähigt, andere, ganz neue Wege zu gehen, empfindet er als Geschenk und nicht als Produkt eigener Anstrengung.

 

Für mich ist es Gottes Geist, der im Menschen wirkt und Neues schafft.

 

Das, was die Christen sich gerade an Pfingsten in Erinnerung gerufen haben: jenes Wunder, das der kleinen resignierten Anhängerschaft Jesu nach dessen Tod geschah, kann immer wieder geschehen, wenn Menschen sich aus dem Üblichen und Gewohnten herausreißen lassen und dem nachspüren, für das es sich zu leben lohnt.

31.03.2015
Pastorin i.R. Elke Drewes-Schulz