Was soll das bedeuten?

Wort zum Tage
Was soll das bedeuten?
09.12.2015 - 06:23
25.06.2015
Pfarrerin Christina-Maria Bammel

Ein Komet streift durch die Dunkelheit. Am trüben Dezemberhimmel über dem Städtchen Haarlem in Holland entdeckt der Amateurastronom Dirk Klinkenberg das Gebilde. Ein gefächerter Schweif wie eine Licht-Fontaine aus einer Quelle . Am Anfang ist das Staunen. Klinkenberg selbst kann die Augen nicht abwenden. Dass diese Erscheinung einmal seinen Namen tragen wird, kann der Holländer da noch nicht wissen. Das Jahr 1744 geht gerade auf sein Ende zu. Und der Schweifstern zieht, unberührt von bewundernden Beobachterblicken, von Jahreszahlen und menschlichen Dokumentationseifer, kühl leuchtend weiter an der Erdkugel vorbei. Klinkenbergs Begeisterung bleibt. Er hält die folgenden Jahrzehnte weiter Ausschau nach Kometen. Neugier führt zum Forschen, Beobachten, zur Wissenschaft. Neugier führt auch zu den Fragen, die unbeantwortet bleiben von der Wissenschaft. Was ist das Universum, dass es des Menschen Auge und Herz immer wieder so in Bann schlägt? Es ist vor allem eine religiöse Frage: Was bedeutet das Gesehene? Der Mensch bleibt Mensch, weil er „warum“ fragt. Hinter dem Warum ist die Sehnsucht, dass nicht alles einfach bedeutungslos kühl sein möge. Das sichtbare Universum scheint nicht zu antworten auf unsere Sehnsucht, auf Musik und Kunst, auf unsere Schreie. Strikt begrenzt innerhalb des Lebens und des Sterbens, des Kommens und Gehens von Kometen, lässt sich keine Bedeutung finden, die meine Warum-Frage stillt. Nehme ich allerdings an, die Bedeutung könnte von außen gesetzt sein, fällt das schon leichter. Einem Gott zu vertrauen heißt die Frage nach der Bedeutung des Lebens als beantwortet gelten zu lassen . - Und aus dieser Antwort heraus leben zu können. Auf Gott zu vertrauen, heißt sagen zu können: dieses Universum mit seinen gegenwärtigen und vergangenen Phänomenen ist getragen von Bedeutung. Das mag eine neue Geschwisterlichkeit zwischen Religion und Wissenschaft zeigen: zwischen Analysieren und Suchen nach Bedeutung. Der Komet Klinkenberg kommt wohl nicht mehr zurück in unser Sonnensystem. Oder doch vielleicht einmal in Hunderttausenden von Jahren? Wer weiß? Mir reicht das nicht. Vielleicht ist es verwegen: Ich gehe davon aus, es gibt in Gottes Universum keinen sinnlos verglühenden einzelnen Stern oder Kometen, Und es gibt keinen sinnlos verlöschenden einzelnen Menschen bei Gott. Und darum kann ich mit einem alten Gebet der Bibel sagen: Gott, dein ist der Tag und dein ist die Nacht; du hast Gestirn und Sonne die Bahn gegeben. (Psalm 74, 16)

25.06.2015
Pfarrerin Christina-Maria Bammel