Das Wort zum Jahresbeginn 2014

Das Wort zum Jahresbeginn 2014
Pfarrer Gereon Alter
01.01.2014 - 23:30

Behütet und getröstet

 

Haben Sie das neue Jahr auch mit Feier und Feuerwerk begrüßt? – Ich hab mit ein paar Freunden gefeiert. In einem kleinen griechischen Lokal, mit Live-Musik und gutem Essen. Wir haben viel gelacht, gesungen und getanzt. Das war ein richtig schönes Fest! Ein wunderbarer Abend! – Heute Morgen dann ein leichter Kater und die Frage „Was bleibt?“ … wenn die Funken des Feuerwerks versprüht sind und das Fest zu Ende ist? Wenn die Freunde wieder weg sind und der Alltag wieder kommt?

 

In solchen Momenten setze ich mich schon mal hin und zünde eine Kerze an. – Lebe ich eigentlich nur von Fest zu Fest, von Highlight zu Highlight? Oder gibt es auch etwas dazwischen? Was trägt mich eigentlich in meinem Leben? Was gibt mir Halt und Zuversicht? Die Freunde, die Feste, die schönen Momente: das alles gehört gewiß dazu. Aber im Letzten ist es noch etwas anderes. Es ist ein Gefühl von Geborgenheit. Das Gefühl, gut aufgehoben zu sein – auch wenn es gerade nichts zu feiern gibt.

 

Dietrich Bonhoeffer, der große Theologe und Widerstandskämpfer, hat dafür wunderschöne Worte gefunden: „Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.“

 

Die Tage, in denen Bonhoeffer diese Verse geschrieben hat, waren Tage größter Einsamkeit und Ungewissheit. Nur ein paar Monate später wurde er von den Nazis hingerichet. Er hätte allen Grund gehabt, verzweifelt zu sein. Und doch vertraut er auf einen, der ihn behütet und beschützt – selbst noch in größter Todesgefahr. „Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

 

Wenn ich doch auch noch etwas mehr von diesem Vertrauen hätte. Ich muss zwar nicht um mein Leben fürchten, aber Einsamkeit und Ungewissheit kenne ich auch. Was wird das neue Jahr mir bringen? Werde ich gesund bleiben und werden die gesund bleiben, die zu mir gehören? Der Skiunfall von Michael Schumacher mit seinen dramatischen Folgen und die schrecklichen Attentate in Russland zeigen ja, wie schnell sich alles ändern kann. Was wird aus meinen Plänen werden? Werden sie aufgehen oder werde ich scheitern? Wird es ein gutes oder ein schlimmes Jahr werden?

 

Nichts von all dem kann ich vorausbestimmen. Ich muss es nehmen, wie es kommt. Deshalb nehme ich mir für das neue Jahr nichts anderes vor, als immer wieder mit diesem Gott in Kontakt zu sein, den Bonhoeffer mit so eindrucksvollen Worten beschreibt. Mit diesem Gott, der da ist, auch wenn es nichts zu feiern gibt und ich mit mir alleine bin.

 

Die Osterkerze ist ein schönes Bild dafür. Ihre Flamme sprüht keine Funken und ist alles andere als spektakulär. Aber sie leuchtet. Ruhig und gleichmäßig gibt sie ihr Licht und ihre Wärme ab.

Möge das neue Jahr ein helles und ein warmes werden. Mit vielen schönen Erlebnissen, mit guten Freunden und mit der ein oder anderen Feier. Vor allem aber mit dem Vertrauen, dass Gott mit uns ist – egal, was uns auch widerfährt. Das wünsche ich mir. Und das wünsche ich auch Ihnen.

 

Ein frohes und gesegnetes neues Jahr!