Das Wort zum Sonntag: "Abschalten oder Einschalten"

Das Wort zum Sonntag: "Abschalten oder Einschalten"
Pfarrer Stefan Claaß
04.01.2014 - 23:30

Eine unsichtbare Grenze geht am kommenden Montag durch Deutschland. Die einen müssen wieder anfangen zu arbeiten, die anderen schalten ab für einen weiteren Feiertag, den Tag der heiligen drei Könige. Egal ob Sie arbeiten oder nicht: Ich behaupte, dieser Montag ist kein Tag zum Abschalten, sondern der Tag zum Einschalten! Was und wofür, das will ich Ihnen kurz erzählen.

 

Der 6. Januar ist benannt nach drei Männern, die sich aus dem Osten aufgemacht haben, um einem besonderen Stern zu folgen. Die Spur führt zum neugeborenen Jesus im Stall von Bethlehem. In der Bibel ist von „drei Weisen“ die Rede. Warum wurden sie weise genannt? Weil sie den Sternenhimmel beobachten und entschlüsseln konnten? Mag sein.

Ich nenne sie weise, weil sie König Herodes nicht auf den Leim gegangen sind. Auf ihrem Weg nach Bethlehem haben sie König Herodes in Jerusalem einen Besuch abgestattet. Als sie ihm von ihrer Suche nach einem neugeborenen König erzählen, wittert Herodes Konkurrenz. Er fürchtet um seine Macht. Was tut er? Vordergründig zeigt er sich freundlich und interessiert: „Im Hintergrund hat er längst beschlossen, den möglichen Konkurrenten zu beseitigen.

 

Das finde ich an diesen Dreien so gut: Sie gehen König Herodes nicht auf den Leim. Sie hören nicht nur dessen Stimme, sondern auch die Stimme Gottes, die sie warnt: Achtung, da will euch einer manipulieren! Was er sagt und was er im Schilde führt, sind zwei ganz unterschiedliche Dinge.

Und genau an dieser Stelle wird aus einer alten biblischen Szene eine aktuelle Herausforderung. Bei diesen drei Weisen aus dem Osten in die Lehre gehen heißt:

ich höre nicht nur, was du sagst. Sondern ich merke auch, was du vorhast.

Herodes hat auch heute noch zahlreiche Nachfolger. Nichts ist ihnen wichtiger als die eigene Macht zu festigen. Wie Herodes gaukeln sie uns vor, ihnen läge etwas an der Religion oder am Gemeinwohl. Oder am Sport, an der olympischen Idee. In Wahrheit wollen sie sich vor allem selbst beweihräuchern und die eigene Machtposition festigen.

 

Darum behaupte ich, der Dreikönigstag ist der Tag zum Einschalten. Den zusätzlichen Gehörgang einschalten, kritisch hinhören, was hinter den Worten steckt.

Und das bezieht sich nicht nur auf „die da oben“, die Mächtigen.

Das gilt auch, wenn mich jemand nach meinen Kollegen oder Freunden fragt. Weise reagiere ich, wenn ich die warnende Stimme Gottes im Ohr habe: Lass dich nicht täuschen, lass dich nicht manipulieren. Hör genau hin: interessiert sich dieser Mensch wirklich für andere oder hauptsächlich für sich selbst?

Einschalten ist gut: „Ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge“, sagt der weise Salomo, „kommt beides von Gott.“ (Sprüche Salomos 20,12)

 

Und für alle, die am Montag arbeiten müssen, habe ich zum Schluss noch einen Trost: jetzt kommt erst einmal der Sonntag. Genießen Sie ihn!