Wort zum Tage
„Wenn zwei unter euch eins werden (auf Erden) …“
10.12.2015 05:23

Er deckt liebevoll den Frühstückstisch. Zu zweit genießen sie die stillen Augenblicke des Tages. Die Zweisamkeit ist Kraftquelle für den Tag. Der ist anstrengend und beide wissen, ohne einander würden sie das kaum schaffen. Kurz besprechen sie, wer von ihnen wann welche Dinge für die Weihnachtstage erledigt. Noch Ein Kuss. Und los geht´s. „Halt, hast deinen Mantel vergessen.“ Fürsorglich wird der Mantel über die Schultern gelegt. Zwei Männer, ein Haushalt, eine Liebe, die ein Leben lang halten soll. So haben sie es sich versprochen – mit allem was da kommt – heiter oder schwer. In Reichtum oder Armut, Gesundheit oder Krankheit! Vielleicht wollen Sie auch eines Tages von ihrer gemeinsamen Liebe etwas weitergeben – an eine nächste Generation. Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Wie gut, wenn er bezogen ist auf ein Du - verbindlich, vertrauensvoll, fürsorglich. wo Menschen beschenkt sind von der Gabe zu lieben, da ist Segen. Wo in aller Zerbrechlichkeit die Liebe auch etwas aushält, da ist Segen. Es gibt Zeilen und Sätze in der Schrift, die ich gemeinsam mit vielen Menschen als heilig ansehe; da klingen beim ersten Lesen manche Äußerungen über die Beziehungen von Mann und Mann tief irritierend anders. Heilig bleibt mir diese Schrift dennoch, weil sie viel mehr ist als ein starres Regel-Buch ist. Ihr Schatz ist viel größer: In ihr haben Menschen für mich festgehalten, wie sich Gott in mein Leben hinein findet, schon längst bevor ich mich selbst behauptet oder bewährt hätte. Wie Gott auf mich zukommt, das rückt in die Mitte dieses Buches und damit auch in die Mitte meines Lebens. Gottes Advent in mein Leben hinein, das ist der Kern des Ganzen. Und Gott spricht in mein Leben: du bist und bleibst Geschöpf, geschaffen und geliebt. Das bleibt mein Zentrum. Und es bleibt das Zentrum am Tisch der beiden Männer, auf dem auch das Buch mit den biblischen Worten für jeden Tag liegt. Wo ein Zentrum ist, gibt es Peripherie. Nur peripher sprechen ein paar Bibelstellen von einer sexuellen Beziehung zwischen Mann und Mann. Die Bibel selbst rückt den Maßstab zurecht, was zentral und was eher zweitrangig ist. Zentral ist, wer wir vor Gottes Angesicht sind. Zentral ist, was wir tatsächlich aus unserer Fähigkeit machen, lieben zu können. Dafür bringt Jeder und jede von uns Prägungen mit, die sich dann natürlich auch verändern. So facettenreich wir uns entwickeln – allein dass wir da sind, macht uns zu einem Teil von Gottes Schöpfung. Und darin gibt es aus Gottes Sicht keine Abstufung zwischen gut und weniger gut. Worauf kommt´s an? Dass wir bereit sind, die Liebe anzuziehen wie einen Mantel, den Gott uns umlegt. Und wie helfen wir uns gegenseitig in diesen Mantel der Liebe? Jeden Morgen neu auf dem Weg nach draußen.

Sendungen von Pröpstin Christina-Maria Bammel