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Heute gibt es "Kuchen für Caspar". In Greifswald wird der 250. Geburtstag des wohl berühmtesten Sohnes der Stadt, des Malers der Romantik Caspar David Friedrich, ausgiebig gefeiert. Am Nachmittag veranstaltet Greifswald eine große Stadtwette gegen Dresden, die Stadt, in der Caspar David Friedrich die längste Zeit seines Lebens verbracht hat. Wer schafft es, die meisten Menschen in Kostümen aus der Zeit der Romantik auf dem Marktplatz zu versammeln? Am Abend dann ein Konzert mit einem Liedermacher, in dessen größtem Hit es immerhin um Wolken geht.
Was das Geburtstagskind wohl dazu gesagt hätte? Mutmaßlich erst einmal gar nichts, wie es einem norddeutschen Temperament am ehesten entspricht. Vielleicht wäre Caspar David Friedrich sofort in den Greifswalder Dom St. Nikolai entflohen, wo man ihm das vielleicht schönste Geschenk zu seinem Geburtstag gemacht hat: Neue Glasfenster im Chorraum, die das Leuchten der Himmelsfarben in seinen Bildern lebendig werden lassen.
Den Maler der Stille mit großem Lärm feiern
Im Dom ist es hoffentlich auch einigermaßen still. Und nicht so überfüllt wie in den großen Ausstellungen zum Jubiläum in Hamburg, Berlin und Dresden. Einen Maler der Stille zu feiern, ohne dabei großen Lärm zu machen, das scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.
Ich habe mich gemeinsam mit vielen anderen Menschen vor die Bilder Caspar David Friedrichs gedrängelt und im Flüstern der Audioguides ein bisschen verzweifelt gehofft, dass ich die Stille spüren kann, die in seinen Bildern ist. Die Sehnsucht danach muss nicht nur bei mir groß sein. Nur so kann ich mir den riesigen Erfolg seiner Gemälde bis heute erklären. "Zauber der Stille", so heißt passenderweise auch das wohl erfolgreichste Buch über ihn, das in diesem Jubiläumsjahr erschienen ist.
Ein leises Leben führen statt eines lauten
Caspar David Friedrich scheint sie in sich gehabt zu haben, die Stille. In seinem kargen Atelier in Dresden lauschte und blickte er nach innen, um dann auf die Leinwand zu bringen, was er hörte und sah. Um das zu können, hat er kein lautes Leben geführt, sondern ein leises: Er unternahm keine weiten Reisen, sondern lieber lange Wanderungen in Gegenden, die er schon kannte. Er lebte sehr lange allein, bevor er dann doch noch eine Familie gegründet hat. Er war zurückhaltend mit Freundschaften und konnte ausgesprochen gut mit sich allein sein.
Religiös ausgedrückt würde man diese Konzentration auf die Stille mystisch nennen. Ein leises Leben statt eines lauten führen. Ein Leben nicht auf den Marktplätzen, sondern verbunden mit der Natur, Zeiten nur mit sich allein. Ich kann nicht gut malen. Aber nach dieser Stille suche ich auch.
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