Was Stephen King, der Horror- und Fantasy-Autor, über Gott erzählt
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Der Antwortmann sitzt an einem Tisch am Straßenrand. Auf dem Weg zu ihm sieht man erst ein gelbes Schild "Antwortmann 2 Meilen", dann ein blaues "Antwortmann 1 Meile" und dann den Tisch und einen roten Schirm. Als Phil das erste Mal das Schild sieht, hat er gerade sein Studium abgeschlossen und will bald heiraten. "Fünf Minuten 25 Dollar - Die ersten 2 Antworten gratis" ist das Angebot des Antwortmanns. Phil nimmt es nach einigem Zögern an.
Er lernt zuerst, was inkompetente Fragen sind: die, deren Antwort man eigentlich kennt. Er spürt, dass es Fragen gibt, auf die man lieber keine genaue Antwort haben möchte. Der Antwortmann warnt ihn auch, dass er erst im Laufe der Zeit herausfinden wird, ob die Antworten richtig waren.
Antworten, die verunsichern
Später im Leben begegnet Phil dem Antwortmann noch einmal. Jetzt kosten drei Minuten 50 Dollar, und nur eine Antwort ist gratis. Aber weil bisher alles eingetroffen ist, was der Antwortmann gesagt hat, holt Phil einen 50 Dollar-Schein heraus. Er fragt nach seinen Karrierechancen und nach der Zukunft seines Sohnes und bekommt Antworten, die ihn verunsichern. Dann treffen ihn schwere Schicksalsschläge. Phil findet ins Leben zurück, indem er sich als Anwalt für Menschen einsetzt, denen es schlechter geht als ihm. Irgendwann, da ist Phil schon alt, trifft er den Antwortmann ein letztes Mal.
Meine Begeisterung für den Autor Stephen King stößt in meinem Umfeld immer wieder auf Befremden. Bekannt ist er vor allem für Horror- und Fantasy-Romane. Ich habe als Jugendliche alle Bücher von ihm verschlungen, aber inzwischen gelernt, dass man sie eher nicht ins Bücherregal neben die "richtige" Literatur stellt.
Nur noch eine Frage zum Schluss
Die Geschichte vom Antwortmann steht in seinem neuesten Buch. Für mich ist es eine großartige Geschichte über Gott und über unsere Fragen an ihn. Im Laufe des Lebens verändern sie sich. Wir lernen, sorgfältiger zu sein und die wichtigen von den unwichtigen Fragen zu unterscheiden. Denn Gott ist kein Antwortmann, der uns Entscheidungen abnimmt, die wir selbst treffen müssen. Wie der Antwortmann entzieht sich Gott sogar, wenn es wirklich wichtig wird, und lässt uns ratlos zurück.
Als Phil den Antwortmann zum letzten Mal trifft, hat er keine Fragen mehr. Er hat sein Leben mit allen Höhen und Tiefen gelebt und immer wieder Sinn gefunden. Und obwohl jetzt alle Antworten gratis sind, hat Phil nur noch eine einzige Frage: "Dauern wir fort? Nachdem wir gestorben sind, dauern wir da fort?" Ja, sagt der Antwortmann. Und da war ich mir ganz sicher, dass dies eine Geschichte über Gott ist.
Es gilt das gesprochene Wort.