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Die Sendung zum Nachlesen:
Skat – das klingt nach Männerrunde und Bierabend. Aber tatsächlich ist es das Spiel, das wir in der Familie am liebsten spielen. Wir spielen es, weil es so schön übersichtlich ist: Es gibt genau drei Spieler und 32 Karten, jeder Spieler bekommt 10 davon, und damit es ein bisschen spannender ist, werden zwei verdeckt weggelegt, im Skat. Wer sich am meisten zutraut, nimmt den Skat auf und spielt allein gegen die andern beiden. Wenn ich meine Karten anschaue, dann weiß ich schon in etwa, was für Chancen ich habe. Aber so ganz genau weiß ich es eben doch nicht – je nachdem, wie die Karten bei den anderen verteilt sind, gibt es während des Spiels auch eine Überraschung.
Wer am höchsten reizt, darf sagen, was gespielt wird. Und dann kommt es darauf an, was ich "drücke", also weglege, wie ich meine Asse ziehe und meine Trümpfe ausspiele.
Ist das Leben auch so ein Skatspiel? Das Schicksal mischt die Karten, man bekommt sein Blatt zugeteilt und muss etwas daraus machen? Man betrachtet die Handvoll Möglichkeiten, Talente und Startbedingungen und überlegt, wie man damit am besten die Oberhand behält?
In unserer Gesellschaft gilt doch meistens: Wer flexibel ist, kommunikativ und belastungsfähig, wer aus gutem Hause kommt und eine gute Schule besuchen konnte, der hält alle Trümpfe in der Hand und spielt gelassen einen Grand ouvert. Wer dagegen aus prekären Verhältnissen stammt, schüchtern und sensibel ist oder sich nicht gut ausdrücken kann, der hat auf der Karriereleiter oft nur Luschen im Blatt. Da kann man nur leise "weg" sagen und den andern das Spiel überlassen. Aber meistens hat man doch so ein buntgemischtes Allerweltsblatt, das unheimlich viel Aufmerksamkeit und Können erfordert und das trotzdem wenig Punkte bringt.
Ja, das Leben bildet sich gut ab im Skatspiel. Und das Skatspiel sagt auch etwas über den Glauben.
Wer mit in der Runde sitzt, gehört unbedingt dazu. Da ist keiner wichtiger oder unwichtiger, egal, ob er gerade verliert oder gewinnt. Ich bekomme mal gute und mal schlechte Karten, aber die sagen nichts über meinen Wert in dieser Runde. Es kommt allein drauf an, was ich draus mache. Was für eine Art Mitspielerin ich bin. Manchmal habe ich die Aufgabe, das Spiel zu machen und zu sagen, wo es lang geht. Und manchmal sind meine Qualitäten als Partner, als aufmerksame Mitspielerin gefragt. Ich darf auch ruhig mal über schlechte Karten jammern. Aber wenn ich einfach immer nur mein Blatt überreize oder mauere, dann mache ich nicht nur mir, sondern auch den anderen das Spiel kaputt.
Ich glaube, dass es Gott nicht darauf ankommt, ob ich mit meinem Lebensblatt "gewinne", sondern wie ich das Lebensspiel spiele, dass mir an die Hand gegeben ist: Immer nur jammernd oder zufrieden? Fair oder gemein, risikobewusst oder übervorsichtig, unaufmerksam und fahrlässig, völlig selbstbezogen oder mit einem guten Blick für die, die mit mir spielen?
Gut gelaufen ist so eine Skatrunde, wenn sich am Ende alle Spieler die Hand geben, sich gegenseitig auf die Schulter klopfen und sagen: "Schön war es wieder" oder "Tröste dich, nächstes Mal wird es besser laufen." Man gibt den andern Anteil an seinen Erfahrungen: Hätte ich das Herz-As eher gezogen…, man schwärmt noch einmal vom besten Blatt seines Lebens, aber man weiß ganz genau: Am Wert, den man füreinander hat, an der Wertschätzung der anderen ändert das Spielergebnis gar nichts.
Es geht nicht ums Ergebnis. Es geht ums Zusammensein. Um die kleinen Geheimnisse und Erfolge, um das gemeinsame Lachen, die Freude, und ja, auch manchmal ums Jammern nach Herzenslust. Es geht ums Streiten und sich wieder Vertragen, ums würdige Verlieren und um die gemeinsame Begeisterung. Es geht um gemeinsam verbrachte Lebenszeit. Nächste Woche treffen wir uns wieder.
Es gilt das gesprochene Wort.