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Die Sendung zum Nachlesen:
"Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt", wusste schon Friedrich Schiller. Und tatsächlich: Das Spielen ist nicht nur eine gute Übung für das Leben – das Leben scheint sich im Spiel auch wunderbar abzubilden. Zwischen Schach und Kniffel sozusagen, zwischen der ordnenden Kraft des Verstandes und der unvorhersehbaren Willkür des Glücks.
Auf der einen Seite sehen wir Menschen uns als vernunftbegabte Wesen an, die ihr Leben im Griff haben. Als solche sind wir unseres Glückes Schmied und halten es für unser Recht, das Leben zu beherrschen. Und zum anderen sehen wir uns immer wieder völlig unvorhersehbaren, von uns unbeeinflussbaren Ereignissen gegenüber: Eine plötzliche Krankheit. Eine Naturkatastrophe. Ein Lottogewinn. Meist sind es allerdings viel kleinere Zufälligkeiten, die den Lebensweg bestimmen.
Und irgendwo zwischen Schach und Kniffel müssen Menschen, die an Gott glauben, auch ihr Gottesbild einordnen. Ist Gott ein Schachspieler, der Menschen wie Figuren hin und herschiebt, um Ziele zu erreichen, die verborgen sind? Oder würfelt Gott gar mein Schicksal aus? Ist er der Erfinder des Spiels und schaut sich jetzt vom Himmel aus an, wie ich Mensch mich darin "schlage"? Ist Gott parteiischer Mitspieler oder unparteiischer Beobachter? Hält er sich an die Regeln, die er sich selbst aufgestellt hat, oder mogelt er manchmal ein bisschen und setzt die Naturgesetze außer Kraft? All diese Fragen haben sich Menschen schon immer gestellt. All diese Fragen finden sich auch in der Bibel.
Nur mit den Antworten ist es schwierig. Das Buch Hiob zum Beispiel versucht sich darin und erklärt den Lebenskampf eines Menschen mit einer Art Wette zwischen Gott und Satan. Gott ist sich der Treue Hiobs ganz sicher und gibt dem Teufel alle Freiheiten. Aber als Hiob Gott dann für diese Willkür anklagt und sich auf seine Unschuld beruft, da zieht Gott genervt die Allmachtskarte und erklärt, dass er sich nicht nur um ein einzelnes Lebewesen kümmern könne – er sei schließlich für alle da. Keine befriedigende Antwort.
Die beste Antwort auf den Sinn des Lebensspiels gibt mir immer noch Jesus. Während wir von Kindheit an darauf bedacht sind, die Besten, die Ersten, die Klügsten zu sein und zu zeigen, was wir können, wirft Jesus eine neue Spielregel in die Runde: Die Letzten werden die Ersten sein! Das wirft alles durcheinander. Jetzt geht es nicht mehr um den persönlichen Sieg, sondern um das gemeinschaftliche Vorankommen. Viele Glieder, ein Leib. Es geht darum zu erforschen, was mein Platz in diesem Lebensspiel ist, wie ich ihn zu meinem eigenen und zum Wohle aller am besten ausfülle und was ich tatsächlich dazu brauche. Wenig, sagt Jesus. Wenn ihr euch auf diese meine neue Regel einlasst, dann werdet ihr merken: Gott sorgt für euch. Er stellt euch alles zur Verfügung, was ihr für euer Leben braucht. Macht euch also keine Sorgen. Ihr könnt eure gesamte Kraft in das Miteinander investieren. Behandelt einfach die anderen so, wie ihr auch selbst behandelt werden möchtet.
Das Leben in diesem Sinne ein bisschen spielerischer anzugehen, ist alles andere als belanglos – auch wenn gerade christliche Menschen mit dem Gedanken des Lebens als Spiel in der Vergangenheit gar nicht viel anfangen konnten. Das Leben ist doch eine ernste Angelegenheit! Es geht schließlich um Himmel und Hölle, ewiges Leben oder ewigen Tod. Aber hat dieser "tierische Ernst" gutgetan? Hat er uns nicht viel von unserer Ursprünglichkeit und Unbefangenheit genommen? Hat er wirklich etwas mit echtem Gottvertrauen zu tun?
Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, sagt Jesus, könnt ihr Gottes Reich niemals sehen. Kinder spielen das Leben, um es zu verstehen. Können wir Erwachsenen das auch? Einfach mal eine Weile "Gottes Reich" spielen, nur um zu sehen, wie es geht? Wie es sich anfühlt? Ich glaube, das wäre himmlisch.
Es gilt das gesprochene Wort.