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Die Sendung zum Nachlesen:
Ich löse hin und wieder gern ein Sudoku. Nicht die einfachen, natürlich. Nur die für "Meister". Zugegeben, es ist nicht gerade ein produktiver Zeitvertreib. Aber während man die Quadrate ausfüllt, hat man so manches kleine oder auch mal größere Erfolgserlebnis, und am Ende hat man das befriedigende Gefühl, man hätte etwas geschafft.
Es ist ein faszinierendes Zahlenspiel. Denn irgendwer hat sich dieses Rätsel ja vorher ausgedacht. Hat es ausgetüftelt und hinbekommen, dass alle Regeln eingehalten wurden: dass jede Zahl von 1-9 in jeder Reihe, jeder Spalte und jedem 9-er-Kästchen nur einmal vorkommt - und mich dann mit ein paar ausgefüllten Zahlen davor zurückgelassen. Ich vertraue darauf: Das ergibt Sinn, da geht alles auf – aber bevor ich es nicht gelöst habe, kann ich den Sinn nicht sehen. Zahl für Zahl und logischer Schluss für logischer Schluss müssen die 81 Kästchen ausgefüllt werden. Manchmal hilft Intuition – aber die kann auch in die Irre führen. Manchmal, wenn ich feststecke, weil ich den nächsten Schritt nicht sehen kann, kommt ein anderer vorbei, schaut kurz drauf und sagt: Da muss eine Vier hin. Und oft muss man um mehrere Ecken denken, um die nächste Zahl erschließen zu können.
So erscheint mir mein Leben auch oft. Ich hoffe, dass Gott einen guten Plan dafür gemacht hat, dass es am Ende "aufgeht" – aber noch sitze ich vor vielen leeren Kästchen, starre auf das, was das Leben mir mitgegeben hat: Herkunft, Gene, Kindheitserlebnisse, kombiniere sie mit den Erfahrungen, die ich schon gemacht habe, mit meinen Wünschen und Hoffnungen und versuche, gute Schlüsse daraus zu ziehen, um so nach und nach das Tableau meines Lebens zu enträtseln. Wird alles gut zusammenspielen? Wird sich ein Sinn ergeben?
Ich denke an all die losen Enden meines Lebenswegs: Erst Germanistik studiert, dann Buchhändlerin gelernt, lange im Verlag gearbeitet und nebenher ehrenamtlich als Laienpredigerin tätig gewesen – in dem Moment, wo in mir die Idee aufleuchtete, mich meiner Kirche als Pastorin anzubieten, da fügten sich für mich all die Enden aufs Wunderbarste zusammen: Das waren alles notwendige Voraussetzungen, um diesen nächsten Schritt auch tun zu können.
Mir gefällt der Gedanke, dass ich den Sinn für mein Leben nicht selbst schaffen muss. Sondern das Gott mir ein Lebensbild anbietet, das es zu entdecken gilt. Nicht "jeder ist seines Glückes Schmied" und "du musst selbst etwas aus deinem Leben machen!" sondern: "Sorgt euch nicht", wie Jesus in der Bergpredigt sagt, "euer Vater im Himmel weiß, was ihr braucht." Gott hat meinem Leben einen Sinn mitgegeben und an mir ist es, meinen Weg hindurch zu finden, bis schließlich das ganze Tableau offen liegt.
Als ich noch jünger war, gefiel mir der Gedanke überhaupt nicht, dass in meinem Leben irgendetwas vorherbestimmt sein sollte. Heute bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich merke: Ich kann mein Leben sowieso immer nur nacheinander leben, von einer Zahl zur anderen, um im Sudoko-Bild zu bleiben – ob das nun vorherbestimmt ist oder nicht. Das Vertrauen darauf, dass Gott immer einen nächsten Schritt für mich bereithält, schenkt mir Gelassenheit und Zuversicht. Tun muss ich den Schritt aber selbst. Wenn ich einfach bockig eine falsche Zahl hinschreibe, wenn ich also aufhöre, nach dem richtigen Weg zu suchen, dann bleibt mir irgendwann nur noch, den Zettel zu zerknüllen und ihn in die Ecke zu schmeißen. Aber wenn ich mich auf die Suche einlasse, dann erreiche ich vielleicht so etwas wie Seelenfrieden. Der tut mir gut und dient zur Ehre und zur Freude Gottes.
Sudoku ist natürlich nur ein Bild für mein Leben. Und wie jedes Bild hat es Grenzen. Denn auch davon bin ich überzeugt: Wenn ich mit meiner Weisheit am Ende bin, sind Gottes Möglichkeiten noch lange nicht erschöpft.
Es gilt das gesprochene Wort.