Wort zum Tage
Gemeinfrei via Unsplash/Stephen Ellis
Vier
von Pfarrer Steffen Madloch
04.05.2023 06:20
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„Seid ihr von der Sonne wachgekitzelt worden?“ So habe ich manchmal unsere Kinder gefragt, wenn die Sonne morgens durch die Fenster in ihre Betten schien. „Das geht doch nicht Papa, die Sonne hat doch gar keine Hände.“ Stimmt, kitzeln geht wohl nur mit den Fingern. Aber die Sonnenstrahlen auf den frühen Malwerken unserer Kinder hatten schon etwas „Händeähnliches“. Und sich von der Sonne wachkitzeln lassen, ist wunderbar. Wenn mir die Sonne am Morgen ins Gesicht scheint, dann spüre ich ein wohliges Gefühl. Die Wärme und das Licht tun gut.

Ebenso freue ich mich in der Nacht, wenn der Mond hell strahlt und ich mich auch im Dunkeln orientieren kann. Licht am Tag und Licht in der Nacht. Sonne und Mond - zwei besondere Lichtquellen, mit einem ganz eigenen Glanz. Dazu noch alle Sterne in der unendlichen Weite des Universums – atemberaubend, wenn ich einen klaren Sternenhimmel sehen kann.

Der vierte Tag in der Schöpfungsgeschichte ist der Tag der Lichter. Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf die Erde. Die Schöpfungsgeschichte würdigt Sonne und Mond und dazu all die Sterne in ihrer unendlichen Weite. Sie regieren über den Tag und die Nacht und scheiden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war.

Die Erde dreht sich um die Sonne und der Mond dreht sich um die Erde. Aus diesen Bewegungen wächst eine Ordnung heraus, durch den Wechsel von Licht und Finsternis, Nähe und Distanz. Vier Jahreszeiten bilden sich aus. Das Jahr teilt sich in vier Quartale. Vier Tageszeiten geben den Rhythmus des Lebens vor: Morgen, Mittag, Abend und Nacht.

Die griechischen Naturphilosophen sahen die vier Elemente, Feuer, Wasser, Erde und Luft als Grundbestandteile allen Seins. Immer wieder die Vier. Wie in einem Vier-Viertel-Takt pulsiert die Zeit, pulsiert das Leben auf der Erde. Eins, zwei, drei, vier, eins, zwei, drei, vier... In diesem vertrauten stetigen Rhythmus kann ich mich zurechtfinden, meinen eigenen Puls spüren und meinen Weg finden.

Was kitzelt mich wach? Wo bekomme ich meine Orientierung her? Wonach richte ich mich aus? Das Licht der Sonne und der Schein des Mondes, das Funkeln der Sterne: und Gott sah, dass es gut war. Die tun mir gut.

Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein vierter Tag.

 

Es gilt das gesprochene Wort.