Lenas Geschichte
von Pfarrerin Silke Niemeyer
22.07.2024 06:20
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Auch wenn ich sie nur aus zweiter Hand habe – Lenas Geschichte gehört erzählt, unbedingt. Was ist ihr nicht alles angedichtet worden, was Sensationsgeilheit und Lust am Ratschen zusammengereimt haben. Sie sei eine Prostituierte gewesen, wird geraunt, eine von zwielichtigem Ruf. Sie habe was mit ihrem Lehrer gehabt, sogar ein gemeinsames Kind hätten sie. (1) Alles Quatsch.

Aber der Reihe nach.

Lena hat in jungen Jahren ganz schön kämpfen müssen. Seelenqualen machten ihr das Leben zur Hölle. Was ihr angetan wurde, verriet sie nie. Sieben böse Geister hätten sie gepiesackt, sagte Lena gern. In diesem jämmerlichen Zustand war sie Jeschua begegnet. Er wurde ihr Lehrer, ihr Rettungsanker. Er war der erste, der in ihr nicht die Verrückte, das arme Hascherl oder die Teufelin persönlich sah. Er sah die kraftvolle, begabte Person, die in ihr steckte. Ihm schrieb sie zu, dass sie gesund geworden war. Lena hatte die Dämonen der Vergangenheit hinter sich lassen wollen und sich deshalb Jeschua und seiner Community angeschlossen. Frauen waren willkommen in diesem bunten Haufen von Aussteigern. Lena auch. Und ihr kleines Vermögen auch. Mit dem half sie kräftig, Jeschuas Gemeinschaft zu finanzieren. (2)

Nicht alle waren so neben der Spur gewesen wie sie. Peter zum Beispiel, hatte Frau und Kinder und einen soliden Beruf. Manche hatten politische Flausen im Kopf wie die Brüder Jakob und Johannes. So unterschiedlich sie auch waren, eines wussten sie ganz sicher: Wir wollen, wir müssen anders leben, anders lieben, anders hoffen. Selig sind die Leidenden, selig sind die Barmherzigen, selig sind, die Frieden stiften, selig sind, die nach Gerechtigkeit hungern. Sowas begeisterte sie, sie glaubten, die Welt aus den Angeln heben zu können. Es war ein Hochgefühl der Freiheit. Aber Jeschua holte sie immer wieder zurück in die Wirklichkeit. Und die war hochgefährlich. Er sprach davon, dass sie ihn hinrichten würden.

An dem Freitag, als Lena mit den anderen Frauen – die Männer sind weggelaufen – Jeschua sterben sieht, denkt sie: das ist das Ende. Aber es ist erst der Anfang. Und sie, sie ist die erste, die erkennt und verkündet: "Er lebt!" Im Markusevangelium steht:

"Als Jeschua auferstanden war früh am ersten Tag der Woche, erschien er zuerst Maria Magdalena, von der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte. Und sie ging hin und verkündete es denen, die mit ihm gewesen waren, die da Leid trugen und weinten." (Markus 16,9)

Heute ist der Gedenktag dieser großen Apostelin.

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Literaturangaben:

  1. So z.B. in Dan Browns Thriller "Sakrileg"
  2. Vgl. Lukas 8, 2-3
  1.  
  2. https://jugendstrategie.de/hasserfuellte-und-menschenverachtende-zitate-der-afd/
  3. https://www.welt.de/politik/deutschland/plus251332966/Neben-der-Spur-Andere-zu-Unberuehrbaren-zu-erklaeren-widerspricht-der-christlichen-Naechstenliebe.html

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