Barcelona – das klingt nach Urlaub, nach Sonne, nach Party und Strand. Barcelona ist eine der schönsten Städte Europas. Alljährlich lockt sie Millionen von Touristen an. Insbesondere junge Leute, Schulklassenweise. Meine Kinder waren auch schon dort.
Umso grausamer trifft die Nachricht: Gestern ist ein Flugzeug auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf abgestürzt. 150 Menschen an Bord. Offenbar sind sie alle tot, zerschellt in den Bergen der südfranzösischen Alpen. 6 Personen Besatzung, 144 Passagiere. Darunter zwei Babys, etliche Austauschschüler, viele Urlauber, sicher auch Geschäftsreisende. Jede und jeder von ihnen hatte noch so viel Leben vor sich, hatte Pläne.
Zu allen gehören Angehörige, die sie geliebt haben. Ich denke an die Familien der Toten. An ihre Partnerinnen und Partner. An Eltern, die ihren Sohn oder ihre Tochter verloren haben. An Kinder, die durch den Absturz Vater oder Mutter verloren haben. Ich denke an die Freunde, an die Kolleginnen und Kollegen, die jetzt wissen: Er oder sie kommt nicht mehr von dieser Reise zurück.
Der Tod hat zugeschlagen – aus heiterem Himmel. Er hat die Menschen gepackt auf einem harmlosen Flug. Von Barcelona nach Düsseldorf – da denkt niemand an etwas Böses. Unterwegs ist weit und breit keine Krisenregion, schon gar kein Kriegsgebiet. Es gab keinen Sturm, kein Gewitter und auch keine Terrorwarnung. Noch nie ist bis gestern eine Maschine der Fluggesellschaft Germanwings abgestürzt. Eine sichere Airline also, Tochter der Lufthansa.
Doch sicher ist nicht sicher. Mitten im Leben lauert der Tod. Eigentlich weiß man das. Überall und immer kann das Leben kippen. Aber das zu wissen, ist das eine. Es so vor Augen geführt zu bekommen, ist etwas anderes. Zumal jetzt, kurz vor den Osterferien. Viele haben jetzt Flugreisen geplant, freuen sich auf Urlaub, auf Sonne und ein gutes Stück Leben. So hätten viele selbst in dieser Maschine sitzen können oder jemand, den sie kennen.
Dieser Absturz macht mit einem Schlag bewusst: Mein Leben kann von einer Minute auf die andere, von jetzt auf gleich, zu Ende sein. Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen. Und dagegen kann man dann nichts, aber auch gar nichts tun. Es ist diese Hilflosigkeit, die so schwer zu ertragen ist. Und die auch wütend macht.
Wonach jetzt greifen? Was hält, wenn der Tod so zuschlägt?
Ich versuche es mit dem Glauben. Auch wenn das im ersten Moment kaum mehr ist als ein Strohhalm. Ich versuche es mit dem Glauben daran, dass Gott größer ist als der Tod, dass Gott uns immer umfängt, im Leben und im Tod. Für Gott ist der Tod nicht das letzte Nichts, sondern ein Tor zu ihm. Daran versuche ich mich zu halten, während meine beiden Beine fest auf der Erde stehen.
Aber ich weiß nicht, wie es wäre, wenn ich selbst in diesem Flugzeug gesessen hätte. Ob dieser Strohhalm Glauben auch im Moment des eigenen Sterbens hält? Das weiß niemand im Vorhinein.
So kann ich nur hoffen – und beten – dass die Menschen, die im Flugzeug saßen, das irgendwie gespürt haben: Auch in ihrer Todesangst ist Gott bei ihnen.
Für die Angehörigen kann ich nur hoffen – und beten, dass sie darin Halt finden: Gott, lass sie im Schock und in ihrer Trauer deine Nähe spüren! Stell ihnen Menschen zur Seite, die sie halten!
Alle anderen werden sich langsam in den Alltag zurück schleichen. Aufgaben warten. Auch sie können Halt geben. Auch sie können etwas Distanz zu dem schrecklichen Geschehen schaffen. Aber es ist gut, im lauten Getriebe des Alltags zu wissen: Unser Leben ist immer gefährdet. Und unser Tod ist immer umfangen von Gottes Liebe.