Vor etwa einem Jahr bekam ich Post von einem Rechtsanwalt. Der teilte mir mit, dass eine Frau aus Süddeutschland mir ein Drittel ihres Barvermögens vererbt hatte, damit ich es an Menschen weitergebe, denen es elend geht, so wie den Schützlingen der Mutter Teresa! So stand es in ihrem Vermächtnis.
Ich war völlig überrascht und sah erst mal keine Verbindung zwischen mir und dieser Frau. Wegen ihrer Bezugnahme auf Mutter Teresa kam mir eine Idee. Anlässlich ihres Todes hatte ich die „Gedanken zur Woche“ im Deutschlandfunk dieser engagierten Armenfürsorgerin gewidmet. Das war im September 1997 (12.9. GzW; 5.9. Todestag). Dem Schreiben des Rechtsanwalts war außerdem zu entnehmen, dass das Testament mit diesem Vermächtnis nur wenige Tage nach meinem Radiobeitrag aufgesetzt worden war. Nun begann ich zu recherchieren.
In der Sendung hatte ich davon erzählt, dass ich im Sterbehaus der Mutter Teresa bei der Essenausgabe geholfen habe und wie sehr berührt und gleichzeitig überfordert ich von diesem Einsatz war. Und tatsächlich fand ich in meinen Unterlagen die Notiz unserer Küsterin, dass eine Frau mit diesem Namen nach der Sendung in meiner Gemeinde angerufen hatte, um sich zu bedanken. Das Schicksal der Menschen in Kalkutta habe sie sehr bewegt, ließ sie mir ausrichten.
Jetzt, zwanzig Jahre später, hatte ich zu entscheiden, wie mit einer Spende über fast 8.000 Euro umzugehen sei, so dass es dem Willen dieser Frau entspricht. Am Heiligabend konnte ich dann die eine Hälfte des Geldes direkt an die Schwestern der Mutter Teresa weitergeben, die hier in Kreuzberg eine Suppenküche für Bedürftige betreiben und immer auf Spenden angewiesen sind, damit sie ihren Gästen etwas vorsetzen können. Die andere Hälfte geht nach Südafrika. Das Geld fließt dort in das Projekt „iThemba Labantu“, das heißt: „Hoffnung für die Menschen“. Es befindet sich in Pilippi, einem Township in der Nähe von Kapstadt und wird vom Berliner Missionswerk unterstützt. Kinder bekommen zu essen, es gibt einen Kindergarten und eine Schule, Jugendliche erhalten eine Berufsausbildung und in kleinen Manufakturen werden Produkte für unsere Weltläden hier produziert.
Vor dem Mikrofon geht es mir nicht anders als einem Lehrer vor seiner Klasse oder Eltern mit ihren Kindern am Frühstückstisch, ich weiß nicht, was meine Worte bewirken. Vor langer Zeit habe ich von Menschen in Not erzählt und eine Hörerin am Radio hat diese Not wahrgenommen und zu ihrem ganz persönlichen Anliegen gemacht. Zwei Jahrzehnte später profitieren arme Menschen in Berlin und Südafrika von ihrem Mitgefühl.
Schlechte Nachrichten sind an der Tagesordnung, auch in diesem Morgenprogramm. Ich freue mich, (Ihnen) diese gute Nachricht weitererzählen zu können.