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Im Frühjahr haben wir in einem unserer Gemeindehäuser Menschen aufgenommen, die aus der Ukraine flüchten mussten. Einige von ihnen hatten nur noch das, was sie von dort mitgebracht haben. Die Wohnung, das Haus, in denen sie gelebt haben, sind zerbombt und ausgebrannt. Andere haben ihr Zuhause zurückgelassen und hielten nun ängstlichen Kontakt mit den Dagebliebenen. Jetzt waren sie bei uns. Ein fremdes Land, eine fremde Sprache, die Enge der Unterkunft und all die anderen Herausforderungen.
Was hilft einem Menschen in solch einer Situation, ein Stück Heimat und Geborgenheit zu bewahren? Eine der ehrenamtlichen Helferinnen hat liebevoll für die Flüchtlinge gekocht, als Willkommensgruß sozusagen. Die ukrainischen Frauen haben das mit freundlichem Lächeln angenommen, uns dann jedoch schnell klar gemacht, sie möchten bitte lieber selbst kochen. Vertrautes Essen ist ein Stück Heimat und bewahrt die eigene Identität. Viel lieber haben die Frauen uns von dem abgegeben, was sie in der Küche gemeinsam zubereitet hatten. Riech mal, schmeck mal: so ist es bei uns zuhause, so feiern wir Ostern mit diesem speziellen Kuchen und so bereiten wir einen Möhrensalat zu. Mit dem Übersetzungsprogramm auf unseren Handys haben wir Rezepte ausgetauscht. So haben sie uns etwas von ihrer Heimat dagelassen, als sie dann in eigene Wohnungen ziehen konnten.
Wie verstörend es sein kann, die eigene Identität ablegen zu müssen, erzählt in der Bibel das Danielbuch. Vier junge Männer werden in einem der grausamen Eroberungskriege der Antike aus ihrem Land verschleppt. Ein Zurück gibt es nicht. Nun sollen sie sich am Hof des Eroberers einfügen. Sie bekommen neue Kleidung und neue Namen und dürfen ihre Sprache nicht mehr sprechen. Was sie ausmacht, wer sie gewesen sind, das soll alles vergessen sein. Selbst beim Essen sollen sie sich anpassen. Da regt sich ihr Widerstand. Für gläubige Juden ist es wichtig, dass die Tiere auf eine bestimmte Weise geschlachtet werden. Sonst ist ihr Fleisch unrein. Das können die jungen Männer nicht essen. Sie bitten darum, sich vegetarisch ernähren zu dürfen. So können sie den Geboten ihres Glaubens entsprechen und ein Stück ihrer Identität bewahren.
Wenn ich in das Dorf fahre, in dem ich aufgewachsen bin, bringe ich mir vom Bäcker ein ganz bestimmtes Brot mit. Das gibt es immer noch. Zum Glück! Es schmeckt nach Zuhausesein. Und der Schokokuchen mit Sahne und Kirschen nach dem Rezept meiner Mutter auch. Daran musste ich jetzt denken – und habe gleich alle Zutaten besorgt.
Es gilt das gesprochene Wort.