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Sendung zum Nachlesen:
"Only bad news is good news!", "nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten!", lautet ein Grundsatz des Journalismus. Der Satz stimmt leider, denn schlechte Nachrichten verkaufen sich besser. Sie erregen viel mehr Aufmerksamkeit. Bei mir jedenfalls funktioniert die Regel viel zu gut. Ob ich will oder nicht, die bad news bleiben bei mir mehr hängen und wirken stärker nach. Und schlechte Nachrichten gibt es in diesem Sommer viele: Hitzewellen, Hochwasser, Stürme, Erdrutsche, Waldbrände usw.
Diese Woche Mittwoch war Erdüberlastungstag. Das ist der Tag, an dem wir rechnerisch alle Ressourcen der Erde für 2023 verbraucht haben. Seit Mittwoch bis zum Ende des Jahres leben wir auf Pump, was die erneuerbaren Rohstoffe betrifft. Und der Erdüberlastungstag bezieht sich auf die ganze Welt. Deutschland hat seinen Überlastungstag bereits am 4. Mai erreicht.
Wird alles immer schlimmer? Ist die Welt noch zu retten? Diese vielen schlechten Nachrichten lösen solche Fragen und Ängste aus. Sie lähmen mich und ziehen mich runter. Ich fühle mich überfordert und will am liebsten keine Nachrichten mehr hören, wegschauen, nichts davon wissen.
Doch ich habe ein Mittel gegen die Überdosis schlechter Nachrichten entdeckt: Die Suche nach guten Nachrichten im Netz. Da gibt es überraschend viele - auch in dieser Woche. Zwei Beispiele für gute Meldungen zum Klima:
Ein 2014 gegründetes Start Up Unternehmen in Berlin hat sich auf die Fahnen geschrieben, Afrika umweltverträglich mit sauberem und erschwinglichem Wasser zu versorgen. Die Firma hat eine Anlage entwickelt, die aus Salzwasser Trinkwasser gewinnt. Das funktioniert umweltfreundlich mit Solarenergie und wird "Wasserkiosk" genannt. Der Wasserkiosk wurde bereits in vielen Ländern gebaut und versorgt inzwischen über sechs Millionen Menschen mit sauberem Trinkwasser.
Eine weitere gute Nachricht habe ich über eine Fotogalerie auf einer Nachrichtenseite gefunden: Freiwillige Taucherinnen und Taucher lassen sich darin schulen, die Seegraswiesen in der Ostsee wieder aufzuforsten. Bis zu dieser Meldung fand ich Seegras eigentlich eher lästig, vor allem das abgestorbene am Strand. Der Seegrasbestand ist in der Tat vor der deutschen Ostseeküste um 60 Prozent zurückgegangen. Seegras speichert aber pro Quadratkilometer mehr CO2 als ein durchschnittlicher Wald. Angeleitet von Forschern der Uni Kiel können Hobbytaucher jetzt Unterwassergärtnern lernen und so etwas für den Umweltschutz und gegen den Klimawandel tun.
Gute Nachrichten machen die schlechten nicht ungeschehen. Und Handeln im Kleinen löst nicht sofort alle großen Probleme. Aber die guten Nachrichten beseitigen das Gefühl von Lähmung, diesen Gedanken "Ach, man kann ja doch nichts tun und am liebsten würde ich die Augen verschließen". Beispiele wie der Wasserkiosk und das Seegras Aufforsten zeigen mir: Es gibt Menschen, die nicht die Hände in den Schoß legen, sondern etwas zum Besseren verändern. Das motiviert. Ich bin weder Taucher noch Konstrukteur von Wasseraufbereitungssystemen. Aber ich kann schauen, was ich in meinem Bereich tun kann. Der Grundsatz des Journalismus lässt sich entsprechend ergänzen: Only bad news is bad, good news is good. Nur schlechte Nachrichten sind schlecht, gute Nachrichten tun gut.
Als Pfarrer ist es mein Auftrag, gute Nachrichten zu verbreiten, denn das griechische Wort "Evangelium" heißt schlicht "gute Nachricht". Im Lukasevangelium sagt Jesus: "Meine Mutter und meine Geschwister sind die, die Gottes Botschaft hören und danach handeln." Etwas frei auf die Situation heute gemünzt: Gott möchte Menschen, die nicht nur Nachrichten hören, sondern die daraus Konsequenzen ziehen und sich engagieren. Die sind ihm die liebsten.
Und die braucht die Welt auch dringend.
Es gilt das gesprochene Wort.