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Sendung zum Nachlesen
Die Gesetzestafeln des Mose sind ins Allerheiligste, ins Innerste des neu gebauten Tempels gebracht worden, erzählt die Bibel. Als erstes dann: ein Gebet. Der König betet. Und Salomo betet lang. Er nimmt sich Zeit, lobt Gott, dem kein Gott gleich sei weder im Himmel noch auf der Erde. Er bittet für die, die nach ihm hier beten, die klagen und loben werden: "Du allein, Gott, kennst das Herz aller Menschenkinder", so betet Salomo. Dass Gott, dessen Name der Tempel birgt und der selbst im Himmel wohnt, sich der Beterinnen annimmt und bis auf den Herzensgrund schaut. Was sieht er dort?
Es gibt einen Ort, an den ich seit Jahren gehe. Meistens komme ich dort verschwitzt an, mit staubigen Schuhen und trockenem Mund. Jedes Mal dieser Augenblick, sehnsuchtsvoll erwartet, wenn sich auf einmal hinter der sanften Hügelkuppe der Turm von St. Katharinen in Arnsdorf zeigt. Und dann: die feuchte Kühle dieser alten Dorfkirche, Mitte 13. Jahrhundert. Diese leichte Stille. Der schwere Steinboden. Dieser durchbetete Raum. Durch Jahrhunderte Freude und Trauer, Dankbarkeit und Bitten. Pest und der Dank für die Ernte. Cholera und Kriegsenden. Tod und Taufen. Und ich. Und mein Herz. Wie es sich erst immer zusammenzieht, durch den stockenden Atem? Ergriffenheit? Ja, durch was eigentlich? Und wie es sich dann weitet und ganz leicht wird. Wie sich von seinem Grund Dinge lösen. Wie sich überhaupt Vieles, das Schwerste oder Oberste löst! Dass Gott, der im Himmel wohnt, bis an diesen Ort reicht und tiefer eben. Bis ins Herz.
Ich glaube, in dieser Zeit, mit ihren immer neuen Herausforderungen brauchen viele Menschen solche Orte, an denen sie sich einreihen können in den Stammbaum der Beter bis zu Salomo, wenn die Phantasie und auch der Glaube ausreichen. Ich jedenfalls brauche diesen Ort. Und wenn es dieser eine hinter der Hügelkuppe einmal nicht sein kann, dann ist es ein anderer. In diesem Jahr werden es für die meisten immer noch nicht die Dome in Mailand oder Rom, oder die Basilika in Barcelona sein können. Es werden die kleinen offenen Kirchen am Rande der Wege sein, in die man gehen darf. Das unruhige oder matte Herz vor Gott bringen; oder auch ein gelöstes und dankbares Herz. Und dann ahnen und glauben: Da ist mehr als die schnellen Wahrheiten dieser Tage. Und vielleicht teilt dann Gott sein Wissen über unser Herz mit uns, dass wir uns selbst klarer sehen und erkennen. Ja wie? Wie wir erkannt sind!
Es gilt das gesprochene Wort.