Die Entdeckung der Unendlichkeit

Morgenandacht
Die Entdeckung der Unendlichkeit
10.02.2015 - 06:35
23.02.2015
Pfarrer Jörg Machel

Ewige Liebe, kann es die überhaupt geben? Es ist zumindest eine ungewöhnliche Liebe, die Stephen und Jane verbindet. Die beiden lernen sich Anfang der sechziger Jahre auf dem Campus der Universität von Cambridge kennen. Er ein Mathematik- und Physikgenie, sie eine noch sehr junge Studentin, die die Welt der Wissenschaft gerade zu entdecken beginnt.

 

Jane ist fasziniert von Stephen, von seinen Überlegungen zu Zeit und Raum. Streitbar ist sie, wenn es um die Gottesfrage geht. Jane bezweifelt, dass Stephen ihr mit mathematischen Formeln nahe kommen kann.

 

Doch kaum, dass diese Liebe aufzublühen beginnt, erhält Stephen die Nachricht, dass er unter ALS leidet, einer fortschreitenden Lähmung seiner Nervenbahnen. Er hat von nun an mit einer Lebenszeit von gerade einmal zwei Jahren zu rechnen. Er will die Beziehung abbrechen. So will er sich keiner Frau zumuten, diesen letzten Weg muss er allein gehen, so schwer er auch sei.

 

Stephen denkt rational, in der Wissenschaft und auch in Bezug auf Beziehungen. Jane nimmt ihn in den Arm, sie küsst ihn und macht ihm eine Liebeserklärung. Ihr Motiv ist nicht, auszuharren und ihm beizustehen. Ihr Motiv ist, diese Liebe zu leben, solange es eben möglich ist.

Das „Hohe Lied der Liebe“ wird hier gesungen, so könnte man meinen. Doch ganz so einfach ist das nicht. Die Vorhersage der Ärzte erweist sich als falsch, Stephen stirbt nicht nach zwei Jahren. Er lebt, aber sein Gesundheitszustand verschlechtert sich kontinuierlich über Jahrzehnte hinweg.

 

Zuerst muss Stephen den Stock nehmen, um zu gehen, bald benötigt er zwei Stöcke. Er bekommt einen einfachen Rollstuhl, dann wechselt er auf ein Hightechprodukt, um sich noch einigermaßen frei bewegen zu können. Seine Sprache ist immer schwerer zu verstehen, am Ende kann er nur noch mit dem Wimpernschlag anzeigen was er will.

 

Sein Geist aber bleibt hellwach. Und immer wieder überrascht er mit seinem erfrischenden Humor. Trotz aller Beschwernisse leben die zwei über viele Jahre eine erfüllte Beziehung, aus der sogar drei Kinder hervorgehen. Vieles verbindet die beiden und reicht doch nicht aus, um die Liebe auf Dauer lebendig zu halten. Irgendwann ist Jane ausgebrannt und ist es leid, die starke Frau sein zu müssen.

 

Jane verliebt sich in einen anderen Mann. Lange versucht sie dieser Liebe zu fliehen, denn Stephen bleibt ihrem Herzen nahe. Aber selbst für die Gegenwehr fehlt ihr irgendwann die Kraft. Im Schatten dieser Liebe entwickelt sich eine Nebengeschichte. Stephen bekommt eine Pflegerin, die ihm hilft, seinen Alltag zu bewältigen. Diese Frau macht keinen Hehl daraus, dass sie ein absoluter Fan dieses Genies im Rollstuhl ist. Und obgleich die Verständigung nur noch über die Augen und einen Sprachcomputer erfolgen kann, besitzen die beiden hinreichend Fantasie, um einander den Hof zu machen.

 

Diese Geschichte läuft zur Zeit noch in einigen Kinos. Den Erzählstoff liefern die Memoiren von Jane: „Die Liebe hat elf Dimensionen, Mein Leben mit Stephen Hawking“. Die Verfilmung läuft unter dem Titel „Die Entdeckung der Unendlichkeit“.

 

Die Liebe ist unendlich, auch wenn sie sich ständig wandelt und nach immer neuen Ausdrucksformen sucht. Und wenn die Liebe unendlich ist, dann ist sie ein Gleichnis und hat Anteil an der Liebe Gottes, aus der wir nicht herausfallen können.

 

Aber es ist auch ein Film über die Gedanken eines genialen Wissenschaftlers, ein Film über die Zeit und über Gott. Vor allem aber ist es ein Film, der mich mutiger das Leben fühlen und denken lässt, wenn ich das Kino verlasse. Auf die Frage wie es Stephen Hawking schafft, sein Leben mit all den Beschwernissen zu bewältigen, antwortet er, dass es die Hoffnung sei, die ihn am Leben hält. „Am Ende bleibt die Hoffnung. Und Hoffnung ist alles.“

23.02.2015
Pfarrer Jörg Machel