Bienen

Morgenandacht

Thomas Dörken-Kucharz

Bienen
02.02.2022 - 06:35
28.01.2022
Thomas Dörken-Kucharz
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Das Land, in dem Milch und Honig fließen... Das verheißene, von Gott schon Mose versprochene Land. Es ist fruchtbar. Milch heißt: Es gibt viele Nutztiere. Ziegen vor allem. Honig meint: Es gibt Früchte, deren Saft und Sirup sich zum Süßen eignen und den Honig von Bienen. Und wo es Bienen gibt, gibt es eine üppig blühende Vegetation. Das verheißene Land, Israel, ist gesegnetes Land.

Das Halten von Honigbienen betreibt der Mensch seit 9000 Jahren. Und inzwischen weiß man, dass um 1000 vor Christus auch in Israel Imker schon Honigbienen gehalten haben. In der
biblischen Verheißung ist also tatsächlich Honig gemeint, nicht nur Dattel- und Feigensaft.

Doch in der Gegenwart ist das anders: Die Bienen im Nahen Osten werden immer weniger. Wo vorher 100 Bienen waren, sind es jetzt noch 15. Ein Rückgang um 85%. Das ist dramatisch.

Die Bienen sind nicht nur im Nahen Osten gefährdet, auch hierzulande wird über das Bienensterben diskutiert. Ohne Bienen sind Ernährung, Vielfalt und Wachstum nicht vorstellbar. Bienen sind lebenswichtig, auch für uns Menschen. Ihr Honig und ihr Wachs sind das eine, aber noch wichtiger ist, was Bienen tun: Sie bestäuben Pflanzen, vor allem Nutzpflanzen wie zum Beispiel Obstbäume. Mit den Bienen ist die Ernährung in Gefahr!

Industrie, Landwirtschaft und Naturschützer streiten, was getan und was verboten werden müsste, um das Bienensterben zu stoppen. Ganz einfach ist das Bienensterben nicht zu erklären, es hat nicht nur eine Ursache. So viel habe ich verstanden. Ich bin Theologe und kein Fachmann für die komplexen Zusammenhänge und die unterschiedlichen, krankmachenden Einflüsse. Aber das Bienensterben an sich erschreckt mich. Dass hierzulande die Hälfte der über 500 Wildbienenarten zu verschwinden droht, das darf nicht so bleiben.

Früher waren der Kirche und den Theologen die Bienen sogar heilig. Es gab Kirchenväter, die meinten, die wahre Christengemeinde sei wie ein Bienenvolk: fleißig, sozial und tugendhaft. Vor allem aber glaubte man, dass die Bienen sich als einzige Tierart jungfräulich vermehren. Und so wurden sie schnell zum Sinnbild für die Jungfrau und Gottesmutter Maria. Damit nicht genug: die jungfräulichen Bienen bringen Bienenwachs hervor, das vollkommen rein ist. Rein im moralischen Sinn, nicht im chemischen. Und dieses Bienenwachs brachte auch noch Licht in die Dunkelheit, denn man konnte aus ihm Kerzen machen. Und die rochen und brannten viel schöner als alles andere. So symbolisierten die Kerzen aus diesem jungfräulichen Wachs - allen voran die Osterkerze - Christus.

Die angebliche Jungfräulichkeit der Bienen hat die genaue Naturbeobachtung im 19. Jahrhundert gründlich widerlegt. Meiner Bewunderung für die Bienen tut das aber keinen Abbruch, im Gegenteil: Je mehr man über die Bienen herausfindet, um so faszinierender sind sie. Sie bringen mich zum Staunen: ihre Fähigkeiten, ihr Zusammenleben, ihre Arbeitsleistung. Und die Bienen lehren mich: zum Beispiel, Teil eines Ganzen zu sein. Oder: Das Leben ist süß, aber auch viel Arbeit. Und die Gefährdung der Bienen zeigt mir: Menschen und Bienen sind Teil eines Systems, Teil eines Kreislaufs. Umwelt, Pflanzen, Tiere und Menschen sind aufeinander angewiesen, viel mehr als wir Menschen meist wahrhaben wollen. Jede Biene ist so ein Versprechen und eine Erinnerung an ein gelingendes Zusammenleben.

Keine Frage: Die Vielfalt und Vielzahl der Bienen zu erhalten ist wichtig. Die Ursachen des Bienensterbens sollten erforscht und beseitigt werden. Und ich selbst habe mir vorgenommen im Garten einen Teil des Rasens in eine Bienenweide zu verwandeln. Während die Bienen in ihren Stöcken jetzt im Februar langsam mehr werden und bei mehr als 12 Grad schon erste Ausflüge unternehmen, kann ich bei gutem Wetter umgraben und Vielfalt säen.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

 

28.01.2022
Thomas Dörken-Kucharz