Das wird schon wieder

Morgenandacht
Das wird schon wieder
02.04.2020 - 06:35
30.01.2020
Stephan Krebs
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„Das wird schon wieder!“ Diesen Satz hören viele, die krank sind. Oder einen Rückschlag erlitten haben. Oder die sich zerstritten haben. Wenn sie davon erzählen, sagen ihre Gesprächspartner oft: „Das wird schon wieder!“ Dieser Satz ist teilnahmsvoll gemeint, als Aufmunterung. Was damit genau gemeint ist, bleibt allerdings offen: Soll die Lage wieder so werden, wie sie vorher war? Oder besser? Oder einfach nur anders? Dazu sagt diese kleine Aufmunterung nichts. Sie liefert auch keine Gründe oder Argumente, warum etwas wieder werden sollte. Sie spricht einfach nur ein vages Versprechen aus: „Das wird schon wieder“!

 

Dennoch geht von diesem Satz geht Kraft aus. Vielleicht aktiviert der Satz die Hoffnung, die beide Gesprächspartner in sich haben. Das kann ein Ur-Optimismus sein, der keinen anderen Grund braucht als sich selbst. Es kann auch die Zuversicht sein, die aus dem Glauben kommt. Diese Zuversicht vertraut auf Gott: Leben ist gewollt, geliebt und soll eine Zukunft haben. Als Christ denke ich: „Gott hat mit mir und all den anderen etwas vor. Er schickt mich auf einen Weg. Auf diesem Weg kann ich Fehler machen, ich kann Niederlagen erleben. Aber der Weg ist nie zu Ende, er geht immer weiter, bis ich wieder ganz bei Gott bin.“ Deshalb: Wenn ich falle, stehe ich auf und gehe weiter.

 

„Wird schon wieder“ - das verströmt einfach Hoffnung und Zuversicht. Beides wird dringend gebraucht. Nicht nur wegen der Corona-Pandemie – auch vorher schon. Der Eindruck „Alles wird schlechter, komplizierter, gefährlicher“ ist alles andere als neu. Und solch ein Lebensgefühl schürt Angst und befördert eine gefühlte Hilflosigkeit. Manche an den politischen Rändern machen sich das zunutze und schüren deshalb fleißig mit.

 

Auch die Medien tun das auf ihre Weise – allerdings ohne es zu wollen. Das liegt an ihren journalistischen Regeln. Berichtet wird über das, was Probleme bereitet. Sind die Probleme gelöst, wird darüber nicht weiter berichtet, sondern über neue Probleme. Kurz gesagt: Berichtet wird vom Krieg, nicht vom Frieden. Das ist verdienstvoll, denn so prangern die Medien Missstände an – das ist eine unverzichtbare Aufgabe in einer Demokratie.

 

Aber diese journalistischen Regeln haben eine unerwünschte Nebenwirkung: Sie zeichnen damit das Bild einer Welt, die immer schlechter wird. So spüren viele nicht, dass sich die Welt in vielen Bereichen zum Guten entwickelt. Nur vier Beispiele:

  • Die Kindersterblichkeit hat sich in den letzten 30 Jahren weltweit halbiert.
  • Obwohl sich die Zahl der Naturkatstrophen deutlich erhöht hat, ist die Zahl ihrer Todesopfer auf die Hälfte gesunken. Dank besserer Vorsorge.
  • Es gibt inzwischen deutlich weniger Analphabeten, weniger Verkehrstote
  • und in Deutschland auch weniger Straftaten.

 

Die Liste guter Nachrichten ließe sich noch lange fortführen. Es gibt also gute Gründe für Optimismus. Sie kommen in den Medien allerdings nur wenig zur Geltung. Viele Journalisten erkennen das Problem und suchen Lösungen. Eine von ihnen ist Maren Urner. Sie hat ein Buch geschrieben mit dem Titel: „Schluss mit dem täglichen Weltuntergang“. Darin macht sie einen, wie ich finde, sehr guten Vorschlag. Sie sagt: „Bislang orientieren sich die Nachrichten immer an den sechs großen journalistischen Ws: Was, wann, wo, wie, warum und welche Quelle? Maren Urner plädiert dafür, ein siebtes W zu ergänzen. Nämlich die Frage: „Wie kann es weitergehen?“ Ich finde diesen Vorschlag großartig, weil er den Blick nach vorne lenkt und auf die Auswege schaut. Das siebte W trägt Zuversicht in das Leben ein. Es geht weiter. Gottes Weg mit mir, mit dir, mit der Welt ist nicht zu Ende.

 

Diese Idee ist gar nicht so neu. Sie ist in den Nachrichten bereits enthalten. Denn die enden immer mit dem Wetterbericht. Vorher ging es um das, was bislang war. Im Wetterbericht geht es um das, was kommt. Darin steckt implizit auch das Versprechen: Es gibt ein Morgen. Wenn es für Morgen ein Wetter gibt, dann muss es auch ein Morgen geben. Es geht also weiter.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

30.01.2020
Stephan Krebs