Hauptsache gesund!

Morgenandacht
Hauptsache gesund!
27.05.2020 - 06:35
07.05.2020
Stephan Krebs
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„Hauptsache gesund!“ Diesen Spruch hört Jens mit gemischten Gefühlen. Einerseits hört er ihn gerne. Denn damit endet in Gesprächen meist das Erzählen über die eigenen Krankheiten. Darüber wird zu lange gesprochen, findet Jens. Aber der Spruch „Hauptsache gesund!“ tut ihm auch weh. Denn er wird für ihn selbst nie stimmen. Jens ist Diabetiker. Er wird nie das sein, was sich andere landläufig unter gesund vorstellen, also einen Köper, bei dem äußerlich und innerlich alles funktioniert.

 

„Hauptsache gesund!“ Das scheint zu stimmen, wenn man in die Bibel schaut. Die Evangelien erzählen viele Situationen, in denen Kranke zu Jesus kommen. Sie sind blind, taub, psychisch krank, gelähmt, haben Infektionen, Hautkrankheiten und vieles andere. Die Liste der Krankheiten, unter denen Menschen leiden können, ist sehr lang. Jesus kann viele von ihnen heilen und sie ziehen überglücklich von dannen.

 

„Hauptsache gesund!“ Darum geht es auch in einer Untersuchung der Universität Marburg. Dabei wurden Menschen gefragt, was sie zufrieden macht. Auf Platz eins landet: Gesundheit. Sie hat den größten Anteil am Zufriedensein. Aber nicht den einzigen. Zufriedenheit braucht mehr. Zum Beispiel genügend Schlaf und gute soziale Kontakte. Insbesondere Freunde, die man auch wirklich sieht, etwa einmal im Monat. Mit jedem Freund steigt die Zufriedenheit. Bis zum fünften, dann steigt die Zufriedenheit nicht weiter, fand die Studie heraus.

 

Eine besondere Rolle spielt natürlich der Partner oder die Partnerin. Wenn der Partner nicht zufrieden ist, schafft man es selbst auch kaum zufrieden zu sein. Weitere Faktoren sind gutes Aussehen und Geld. Aber nur bis zu einem Monatseinkommen von etwa 2000 Euro pro Person. Wer weniger hat, spürt das als Verlust an Zufriedenheit. Wer mehr hat, wird dadurch nicht zufriedener. „Hauptsache gesund!“ – Das stimmt nach dieser Studie also nicht so ganz. Sondern: „Hauptsache zufrieden.“ Und dafür braucht man mehr als Gesundheit.

 

Das bestätigt auch die Bibel. Längst nicht nur Kranke pilgern zu Jesus. Auch andere. Äußerlich sind sie gesund. Aber etwas fehlt ihnen dennoch. Es ist schwer in Worte zu fassen. So etwas wie ein tieferer Sinn. Wie eine innere Heimat. Ein Auftrag oder ein Ziel.

 

Was das sein könnte, beschreibt der Apostel Paulus. Er versteht den Körper als „Tempel des Heiligen Geistes“ und so soll man ihn auch behandeln. Paulus ergänzt: Die Gläubigen sollen ihren Körper als eine Gliedmaße Christi sehen, sich selbst also quasi als verlängerten Arm von Jesus Christus. Das spricht Paulus nicht nur den Gesunden, den Schönen und den Starken zu, sondern allen. Alle sind eingeladen sich als verlängerten Arm Jesu zu verstehen.

 

Jens weiß das inzwischen. Aber darum musste er erst einmal hart ringen. Nie wird er den Moment vergessen, an dem er verstand: „Für den Rest meines Lebens bin ich Diabetiker.“

Das bedeutete: ständiges Risiko, tägliche Einschränkungen wie gezieltes Essen, ein fester Lebensrhythmus, viel Zeit mit Dialyse, womöglich ein verkürztes Leben. Darüber war er zunächst zornig, erschüttert, niedergeschlagen. Erst wollte er sich dafür an die Gurgel, dann Gott. Warum konnte er nicht geheilt werden – wie so viele in der Bibel? Dann kam der Moment, wo er sich sagte: „Meine Heilung ist eine andere. Ich finde heraus, wie mein Leben mit Diabetes dennoch ein gutes Leben sein kann“. Ein Tempel des Heiligen Geistes, wie es Paulus sagt.

 

Jens baut sein Leben sehr bewusst auf. Er wählte seinen Beruf so, dass er ihm Zeit lässt für seine Partnerschaft und für seine Freunde. Er nimmt sich Zeit für die Natur. Außerdem pflegt er sein Lachen und seinen Glauben. So findet er immer neu heraus: „Hauptsache gesund“ stimmt nicht. Die Hauptsache ist Beziehung, Liebe also: Liebe zu sich, zu seiner Familie, seinen Freunden und in all dem auch zu Gott.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Bibelnachweis:

1.Korinther 6, 15-20

07.05.2020
Stephan Krebs