Salz

Morgenandacht

Gemeinfrei via Unsplash/ Jason Tuinstra

Salz
Morgenandacht von Pfarrer Thomas Dörken-Kucharz
26.04.2023 - 06:35
01.02.2023
Pfarrer Thomas Dörken-Kucharz
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Alle Organismen brauchen Salz, um leben zu können. Auch der Mensch. Das liegt wohl daran, dass alles Leben aus dem Salzwasser der Meere stammt. Alle Körperzellen werden von Salzwasser umspült. Auch das Fruchtwasser im Bauch der Mutter, in dem wir neun Monate Mensch wurden, ist Salzwasser. Zu 20 bis 30 Prozent bestehen wir aus salzigem Wasser. Ein erwachsener Mann trägt durchschnittlich ca. 250 Gramm Salz in sich, eine erwachsene Frau 200. In allem, was der Mensch ausscheidet, findet sich Salz, deshalb schmecken auch Tränen oder Schweiß salzig. Und je nach Hitze und Anstrengung müssen wir Menschen täglich zwischen einem und 20 Gramm Salz zu uns nehmen.

Weil Salz so elementar für Menschen und Tiere ist, war es für die alten Kulturen ein Geschenk der Götter. Dieses kostbare Gewürz und Konservierungsmittel stellten nicht die Menschen her, sondern sie fanden es vor - im Meer, tief im Berg oder in Solequellen.

Der für Christen bekannteste Satz zum Salz steht in der Bergpredigt „Ihr seid das Salz der Erde!“ sagt Jesus zu seinen Jüngerinnen und Jüngern. Das heißt, sie können würzend, heilend, und reinigend wirken. Sie haben eine besondere, eine befreiende und heilende Botschaft, die sie hoffentlich verkörpern und der sie nacheifern. Je mehr sie dieser Botschaft entsprechen, umso besser salzen sie, um so würziger und kräftiger schmeckt das Leben. Ein langweiliges und fades Leben entspricht nicht dem christlichen Auftrag. Als Salz sollen sich Christenmenschen einbringen und einmischen.

In der Bibel spielt das Salz schon vorher eine wichtige Rolle. Salz zählt dort zu den sechs Grundlebensmitteln, die der Mensch zum Leben braucht. Im Alten Testament heißt es: Du sollst alle deine Speiseopfer salzen. Dieses Salz steht für den Bund mit deinem Gott. Niemals soll es am Salz fehlen: Alle deine Opfergaben sollst du mit Salz darbringen! (3. Mose 2,13)

Gott will gesalzene Opfer. Das könnte einfach heißen: Gott hat Geschmack! Ja! Gott will einen Unterschied schmecken. Es ist aber noch mehr. Zum einen war es damals nicht möglich, die Tiere und das Fleisch zu kühlen. Salz verlangsamte das Verwesen der Tiere und diente der Hygiene. Doch vor allem bekräftigt das Salz den Bund mit Gott, das Salz steht für diesen Bund. Salz ist dauerhaft und unvergänglich. Es gibt kein besseres Symbol für die Treue Gottes.

Salz heißt Treue, Unvergänglichkeit, ja Ewigkeit. Salz hat den Geschmack der Unendlichkeit, könnte man sagen. Noch heute salzt man bei jedem Schabbat-Mahl das Brot – traditionell, indem man es in Salz taucht. Das Salz ist das Zeichen, dass Gottes Bund mit Israel unverbrüchlich und ewig ist, eben weil es nicht verderben kann und immer gleichbleibt. Deswegen ist ein Salzbund ein ewiger, unverbrüchlicher Vertrag und deswegen wurden in Israel - und darüber hinaus im Orient - Verträge mit Salz besiegelt.

Wenn Salz für Gottes Bund mit den Menschen steht, dann ist es auch Zeichen für Treue zwischen den Menschen, für unverbrüchliche Freundschaft und Verlässlichkeit. Deswegen darf Salz auf keinem gedeckten Tisch fehlen. Wer einem Gast kein Salzgefäß auf den Tisch stellte, hieß den Gast nicht willkommen.

Salz steht für Treue, und Freundschaft. Jedes Salzkorn erinnert so an zwei Dinge:

Zuerst daran, dass diese Welt mehr ist, als sie ist; dass alles Leben in sich nicht genug ist. Dass da Gott ist, der das Leben geschaffen hat und liebt. Salz schmeckt nach Unendlichkeit.

Und: jedes Körnchen Salz auf der Zunge erinnert Menschen daran, selbst Salz zu sein. Engagement, sich hineinbegeben in das Leben, sich einsetzen für andere, für eine gerechte, friedliche und bewohnbare Welt macht mehr aus dem Leben, macht es schmackhaft: das eigene und das der anderen.

Es gilt das gesprochene Wort.

01.02.2023
Pfarrer Thomas Dörken-Kucharz