Die besten Zeiten im Leben

Wort zum Tage
Die besten Zeiten im Leben
12.04.2018 - 06:20
07.03.2018
Florian Ihsen
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Wann sind die sogenannten „besten Jahre“ im Leben? Mit 30,40 oder eher mit 60,70? Für manche ist es die Kindheit oder Jugend. Für andere ist es die Zeit, als die eigenen Kinder klein waren. Oder die Phase auf einer richtig guten Arbeitsstelle. Manche sagen: Nach dem Übergang in den Ruhestand. Oder auch, man höre und staune: Einer sagte mir: „Die Zeit hier im Altenheim ist die schönste Zeit in meinem Leben.“

 

Auch im Berufsleben gibt es unausgesprochen ein bestes Alter – mit der Kehrseite: Wer dieses Alter noch nicht hat oder es nicht mehr hat, hat es schwerer, bei gleicher Kompetenz.

Ein Zeitungsartikel vor ein paar Wochen hat dies an ranghohen Politikern aus Europa gezeigt, die in den 30ern sind und schon Kanzler sind oder andere wichtige Positionen innehaben. „Wunderkind“ oder „Wunderknabe“ werden sie genannt, aber auch „zarteste Versuchung, seit es Populismus gibt“ und ähnliches. Über das Alter kann man‘s leicht machen: jemanden runterspielen, klein machen.

 

Das beste Alter in Beruf und Gesellschaft liegt wohl irgendwo zwischen 40 und Mitte 50. Das ist eine echt schmale Zeitspanne. Man muss mindestens 40 werden, um von Älteren respektvoll wahrgenommen zu werden. Man muss fürchten, irgendwann in den Endfünfzigern diesen Respekt wieder zu verlieren. Diesseits und jenseits dieser Zeitspanne zwischen Anfang 40 und Ende 50 warten, wenigstens bei Politikern, oft unschöne Krabbelgruppenvergleiche oder Viagragags.

 

Jesus von Nazareth wurde wohl nur 30 oder 33 Jahre alt. Das kann man nun nicht Eins zu Eins mit heute vergleichen. Doch einer der Gründe für seine Hinrichtung ist – seine Jugend. Er ist nicht der arrivierte Gelehrte und Anführer im besten Alter mit diesen oder jenen Titeln. Er ist einfach – der Sohn.

„Ich und der Vater sind eins“, sagt er. Gotteslästerung ist das für viele. Häresie! Verrat! Skandal! Und das wiegt noch schwerer, weil das eben ein sehr junger Mensch sagt. Was erlaubt sich der Junge eigentlich?

Zu frech und zu jung ist er. Zu wenig angepasst. Zu wenig Respekt vor den anerkannten Größen, vor den Gelehrten und den Mächtigen. Richtig peinlich ist das für die Religionsvertreter. Der muss weg. Der Junge muss sterben.

Und der Junge stirbt: gibt sich hin für die jüngeren und älteren Menschen.

 

An Jesus lerne ich einen anderen Blick auf die „beste Zeit“ im Leben. Das Beste im Leben – das sind besondere, starke, erfüllte Momente, in denen sich mir die Tiefe des Lebens erschließt. „Ich und der Vater sind eins“. Jeder Tag, jedes Lebensjahr, jede Lebensphase kann mir solche Momente eröffnen. Momente, in denen ich ganz eins und einverstanden bin mit meinem Leben. Und in denen Größeres, Gott mitschwingt.

07.03.2018
Florian Ihsen