Ein kleines Gefühl von Gerechtigkeit

Wort zum Tage

Gemeinfrei via Unsplash/ Pawel Czerwinski

Ein kleines Gefühl von Gerechtigkeit
von Pfarrer Michael Becker
30.10.2023 - 06:20
04.07.2023
Michael Becker
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Heute war mal Sparschweintag; für mich als Kind. Es gab immer ein Sparschwein, da warf ich Münzen hinein. Und am Sparschweintag durfte ich es kaputtschlagen. Hämmerchen und Wumms, da lag das Geld auf dem Tisch. Ab damit zur Sparkasse. Meine Oma hatte ganze Arbeit geleistet und mir einen Satz sozusagen eingebrannt: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Das machte ich fleißig. Und am Weltspartag kam alles aufs Postsparbuch.

Sparen war ein Lebensziel. Nicht nur für meine Oma. Sie hatte immer Sorge ums Geld. Das hat sie mir mitgegeben. Fleißig sparen - auch später, als das Gehalt gut war. Man kann ja nie wissen … noch so ein Sätzchen der Sorge. Stimmt ja auch. Aber nicht nur, habe ich eines Tages gemerkt. Ich war ein bisschen gefesselt vom Festhalten, vom Scheunen bauen wie der Kornbauer in der Bibel. Der baut immer größere Scheunen und sagt sich eines Tages: Liebe Seele, habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut. Das klingt hübsch. Bis Gott zu ihm sagt: Du Narr. Das klingt weniger hübsch. Es stimmt aber. Man kann nicht nur sammeln und festhalten. Dann verpasst man etwas Wunderbares.

Teilen ist das Wunderbare. Es macht noch mehr Freude als Festhalten in großen Scheunen. Irgendwann kurz vor Weihnachten habe ich mal gedacht: Was soll das denn werden mit dem immer Mehr? Andere haben immer weniger. Da kann ich doch etwas tun. Ich kann die Welt nicht gerecht machen. Aber ich muss auch nicht nur sparen. Das ist ja, als gäbe es Gott nicht. Der passt schon auf mich auf. Habe ich gedacht. Und siehe da: es ging. Es geht bis heute. Es handelt sich da nicht um große Summen. Es geht um das Gefühl von ein klein wenig Gerechtigkeit. Das tut gut und ist wunderbar. Irgendwo ist jemand, der freut sich über etwas Geld. Manchmal kenne ich ihn oder sie, manchmal nicht. Das ist dann, als haute ich auf mein Sparschwein. Ich gehe damit aber nicht zur Sparkasse, sondern überweise das Geld dahin, wo es nottut. Herrlich ist das. Ein kleines Gefühl von Gerechtigkeit. Ist gar nicht so schwer. Tut aber sehr gut.

Es gilt das gesprochene Wort.

04.07.2023
Michael Becker