Lebendig wie ein Fisch

Wort zum Tage
Lebendig wie ein Fisch
16.09.2015 - 06:23
25.06.2015
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh

Wenn man den vierjährigen Paul fragt, was zurzeit sein  Lieblingslied ist, richtet er sich auf und singt: „Sei ein lebendiger Fisch, schwimme doch gegen den Strom. Auf und wag es frisch, Freude und Sieg ist dein Lohn!“ Und dazu stellt er sich hin, breitet seine Arme aus und tanzt. Ich staune. Lebensvolle Kinderfreude. Und erlebte Freiheit, denn Paul liebt es, seinen Platz selbstbewusst einzunehmen, zu singen und zu tanzen, er selbst zu sein und seinen eigenen Ausdruck zu finden.

 

Für mich ist dieses Bild vom Fisch, der gegen den Strom schwimmt, ein Ausdruck dafür wie Freiheit und Lebendigkeit sich anfühlen: Wie eine Forelle, die sich in einem klaren Bergbach in den kühlen Strom des Wassers stellt, sieht, wie die Sonne Muster auf die Kiesel malt, und die eigene Kraft und das Vorbeiströmen des Wassers genießt.

 

Die erste Strophe dieses Liedes von Margret Birkenfeld lautet: „Nur die toten Fische schwimmen immer mit dem Strom, lassen sich mit allen andern treiben, haben weder Kraft noch Mut, was anderes zu tun, wollen in der großen Masse bleiben.“

Wer immer mit dem Pulk läuft, sich anpasst, fragt, was üblich ist, wer Angst hat, Fehler zu machen, wird dieses Gefühl von Lebendigkeit und Einzigartigkeit so nicht spüren. Wer aus der großen Gruppe heraustritt, sich traut, die eigene Meinung vertritt, wird vielleicht anecken und unbequem sein. Und wird auch erleben, wie es ist, Stärke und Selbstbewusstsein  zu gewinnen.

 

Was zählt? Und woran orientieren wir uns? Daran, was „üblich“ und „angesagt“ ist? Den meisten Respekt haben wir wohl vor den Menschen, die nach dem fragen, was in einer Situation nötig ist, was andere brauchen, was der Liebe und damit Gottes Geboten entspricht. Solche Menschen verändern die Welt. Die zweite Strophe des Liedes lautet: „Habe doch den Mut, auch einmal anders zu sein, als die meisten Leute um dich her, wenn sie dich auch alle als „nicht ganz normal“ verschrein, frage du nur: was will denn der HERR?“

 

Und was gibt einem Menschen die Kraft und den Mut, aus der Reihe zu tanzen, gegen den Strom zu schwimmen, die eigene Freiheit zu spüren und dem Maßstab der Liebe zu folgen?

 

Im Lied heißt es: „Doch aus eigner Kraft wirst du nie ein lebendger Fisch. Bitte GOTT um Kraft an jedem Tag!“

Das könnte auch eins meiner Lieblingslieder werden. Klingt richtig fromm – und ist es auch. In einem guten Sinn, finde ich.

25.06.2015
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh