Sie ist in meinem Herzen

Wort zum Tage
Sie ist in meinem Herzen
11.06.2015 - 06:23
31.03.2015
Pfarrerin Marianne Ludwig

Wenn Kinder um ein Elternteil trauern, ist Trost fast unmöglich. Manchmal aber kommen die Kinder selbst auf Antworten, die helfen – und sogar Erwachsene trösten können.

    Gerade acht Jahre ist David alt, als seine Mutter stirbt. Zwischen der Diagnose ihrer Erkrankung und der Beerdigung liegen nur sechs Wochen. Nach dem Tod der Mutter versucht der Vater alles, um seinem Sohn Halt zu geben. Aber was kann er antworten auf die Frage „Wo ist Mama jetzt“? Ihm fehlen doch selbst meist die Worte. Er versucht es mit: „Mama ist bei Gott und dort geht es ihr jetzt gut“. Dabei nimmt er seinen Sohn fest in die Arme.

 

Ein halbes Jahr später gelingt ihm eine gute Note in Mathe. „Da wird deine Mama im Himmel aber stolz auf dich sein!“ lobt ihn eine Mitschülerin. David stutzt einen Augenblick. „ Meine Mama ist nicht im Himmel, sie ist in meinem Herzen!“

    Wo sollte sie denn sonst sein? Denn in seinem Herzen spürt er, wie nahe ihm die Mutter ist. Wenn er sich nach ihr sehnt, wird es schwer wie ein Stein. Aber das ist nicht immer so. Manchmal ist sein Herz auch ganz leicht. Wenn er spürt: Sie ist bei ihm. Zum Beispiel, wenn er mit seinem Vater an ihren gemeinsamen Lieblingsort an die See fahren. Wie oft haben sie am Strand gesessen und zusammen das Farbenspiel eines Sonnenuntergangs betrachtet.

 

Er trägt seine Mama in sich wie einen kostbaren Schatz. Die Erinnerung an sie ist mehr als Sehnsucht und Entbehrung. Sie ist vor allem lebendig. Ob in der Schule, zu Hause oder bei Freunden: Überall kann er ihre Wärme fühlen. Nicht mit Händen, natürlich. Aber doch mit seinem Herzen. Warum sollte sie also im Himmel sein? Der Himmel, den er sehen kann, ist so weit weg und kein guter Ort für seine Mama.

 

„Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.“ Die Bibel gibt diesem kleinen Jungen Recht. Sein Liebstes ist ihm im Herzen nahe und weist ihm den Weg. Das Herz entscheidet, ob Menschen an schlimmen Ereignissen verzweifeln oder den Mut zum Weiterleben fassen. Deshalb hat Jesus ausdrücklich die Herzen der Jünger und Jüngerinnen im Blick, als er sich von ihnen verabschiedet: „ Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.“

 

Ja, Frieden wird sein. Davids Vater ist sich ganz sicher: Sein kleiner Sohn hat ein großes und tapferes Herz. Er wird seinen Frieden finden und die Liebe zu seiner Mutter wird ihn dabei wärmen.

31.03.2015
Pfarrerin Marianne Ludwig