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Wort zum Tage

Gemeinfrei via Unsplash/ Elaine Casap

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von Evamaria Bohle
28.07.2023 - 06:20
03.07.2023
Evamaria Bohle
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Die Sorge um das tägliche Brot taucht in den biblischen Schriften immer wieder auf. Essen war und ist keine Nebensächlichkeit, nicht genug zu essen zu haben eine weit verbreitete Erfahrung im alten Orient.  Viele biblische Geschichten, Weisungen, Lieder erzählen davon und von der mütterlichen und väterlichen Sorge des lebendigen Gottes, der nicht müde wird, die Menschen zu ermahnen: Sorgt füreinander. Teilt miteinander. Schafft Strukturen, die Witwen und Waisen auffangen. Und die Fremden.

Denn: Auch wer nicht arbeitet, braucht eine Mahlzeit. Wer durch die Wüste muss, braucht das tägliche Brot. Wer unter Armut leidet oder fremd in eurem Land ist, muss dennoch jeden Tag essen können.  Unser Hunger verbindet uns – auch mit unseren Feinden und denen, die uns gleichgültig sind.

Auch dem Auferstandenen ist das Essen nicht egal. Beispielsweise diese Geschichte am Ende des Johannesevangeliums. In der „Herrgottsfrühe“ am See Genezareth. Auf den ersten Blick alles sehr idyllisch. Jesus steht am Ufer. Er ist hungrig und fragt bei den ankommenden Fischern nach etwas zu essen. Seine Freunde, die die ganze Nacht erfolglos gefischt haben, erkennen den Auferstandenen nicht: „Kinder, habt ihr nichts zu essen?“, fragt er sie.  Nein. Haben sie nicht. Sie haben nichts zum Teilen. Hier könnte die Geschichte aufhören. Nein ist Nein. Wir geben nichts. Wie traurig wäre das. Wie alltäglich. Doch stattdessen geschieht ein Wunder. Nicht, die Sache mit dem großen Fischzug. Die Sache mit dem kleinen Holzkohlefeuer.

Jesus sorgt dafür, dass seine Freunde zu essen haben. Er lässt ihr und unser Nein nicht das letzte Wort sein. Er macht ein Feuer, es wird ihm sogar gelingen, woanders ein paar Fische aufzutreiben. Die Jünger dürfen von ihrem Wunderfang noch ein paar dazu legen. Aber das Frühstück ist fertig.

Jesu einfache Frage, die vom Ufer des Sees bis zu uns herüberklingt, enthält eine leise Weisung. Leicht zu überhören, wenn das Fischzugwunder sich in den Vordergrund schiebt. Jesus lädt die Seinen dazu ein, das Teilen zu üben: Kinder, habt ihr nichts zu essen? - heißt auch: Wir sind aufeinander angewiesen.  Teilt! Helft einander, satt zu werden. -  Manche glauben, das wird leichter, wenn man das Boot voller Fische hat. Der Auferstandene lehrt es anders.

Es gilt das gesprochene Wort.

03.07.2023
Evamaria Bohle