Weihnachten für alle, die nicht dran glauben

Wort zum Tage

Gemeinfrei via Pixabay/ Giampaolo Mastro

Weihnachten für alle, die nicht dran glauben
von Pfarrer Jörg Machel
27.12.2023 - 06:20
04.07.2023
Jörg Machel
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Der zweite Weihnachtstag ist vorbei. Das Fest klingt noch nach. Was sagt die Weihnachtsgeschichte denen, die ihre Voraussetzung nicht teilen? Die Voraussetzung nämlich, dass dieses Kind in der Krippe der Sohn Gottes ist, gekommen, um die Welt zu erlösen.

Eigentlich nichts. Trotzdem waren die Kirchen auch in diesem Jahr wieder gut besucht und es kamen nicht nur Kirchenmitglieder. Es kamen auch viele, die nach ihrem Gottesglauben befragt mit dem Kopf schütteln.

Was macht den Reiz eines Weihnachtsgottesdienstes aus? Zunächst, würde ich vermuten, die Lieder: „Es ist ein Ros entsprungen“, „O du fröhliche“, „Stille Nacht, heilige Nacht“. Man singt sie gern, lässt sich mitnehmen von der Weihnachtsfreude. Fragt man nach dem Inhalt der Lieder, werden viele mit den Schultern zucken. Wer geht schon in eine Oper und analysiert die Texte. Man kennt den Plot und macht sich seinen Reim.

Welchen Reim haben sich die Zweifler unter den Besucherinnen und Besuchern der Weihnachtsgottesdienste gemacht auf das, was sie da hören? Im Weihnachtsevangelium steht: „Da machte sich auf auch Josef mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger…“ - „Die Familie muss zusammenhalten, besonders in schweren Zeiten.“ „Und sie gebar ihren ersten Sohn…“ - „Schön, wenn ein Kind geboren wird.“ „Und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Platz in der Herberge.“ - „Glücklich, wer ein Dach über dem Kopf hat.“ Das ist legitim, doch da ist mehr zu entdecken in der Weihnachtsgeschichte, auch für jene, die sich nicht auf die Gottesfrage einlassen wollen. Die Bilder, die die religiöse Sprache anbietet, finden sich auch in ihrer Alltagswelt.

Viele haben das Lied mitgesungen: „Euch ist ein Kindlein heut geboren von einer Jungfrau auserkorn.“ Jungfrauengeburt? Wer soll das glauben?

Doch darum geht es in der Welt der religiösen Bilder nicht. Der Sinn der Jungfrauengeburt ist, dass mit dem Jesuskind ein Mensch in die Welt kommt, an dem die ganzen Verletzungen der Väter und Vorväter nicht nagen. Jesus kommt zur Welt ohne all die Vorurteile und Prägungen, die uns von Kindesbeinen an mitgegeben werden und die uns zu schaffen machen. Der da in der Krippe liegt, ist wirklich frei. Frei, um reinen Herzens zu lieben – vor aller Leistung und trotz aller Schuld.

Das höre ich in der Weihnachtsgeschichte: Schaut auf euer Kind wie auf dieses Gotteskind! Nehmt euch zurück und ladet ihm nicht alles auf, was euch selbst beschwert! Lasst es neu beginnen.

Es gilt das gesprochene Wort.

04.07.2023
Jörg Machel