Das Wort zum Sonntag

Das Wort zum Sonntag
Pfarrer Dr. Wolfgang Beck
26.04.2014 - 22:35

Total cool! Ein Papst ganz in Weiß beim Abfahrt-Ski! Ich erinnere mich noch an diese Bilder von Papst Johannes Paul II. auf Skiern. Für mich als Schüler war das ein überraschendes Bild eines Papstes. Und sicher ging es vielen so. Ziemlich cool war dieser Papst und er entsprach kaum den altehrwürdigen Vorstellungen, die die meisten Menschen bis dahin vom obersten Kirchenvertreter in Rom hatten. Morgen wird er in Rom heiliggesprochen. Seine lange Amtszeit war geprägt von vielen Reisen durch die ganze Welt und von Massengottesdiensten mit Millionen von Menschen. Doch was bleibt, dürfte vor allem sein beachtlicher Beitrag zu den Veränderungen in Osteuropa sein. In seiner herzlichen Verbundenheit mit den Menschen in der polnischen Heimat und mit einer tiefen Frömmigkeit, konnte er furchtlos auftreten und seine Stimme erheben.

 

Doch auch das gehört zu seiner Person und seiner Geschichte: eine Härte gegenüber anders denkenden Theologen, etwa der Befreiungstheologie, oder gegenüber Priestern, die ihr Amt aufgaben. Das fand ich nie cool, das war eher kalt.

Deshalb ist es sicher ganz gut, dass morgen auch ein zweiter Papst heiliggesprochen wird: Johannes XXIII. Die beiden ergänzen sich ganz gut!

Als dieser alte Bischof von Venedig zum Papst gewählt wurde und sich Johannes XXIII. nannte, entsprach er schon eher der Klischeevorstellung: Alt, ein bisschen dick und ganz sicher nicht cool.

 

Er galt allen als Notlösung, ein Übergangspapst. Doch dann geschieht das, womit niemand gerechnet hatte. Dieser Johannes XXIII. beginnt damit, die katholische Kirche zu reformieren und für die Moderne zu öffnen. Er ruft ein Konzil ein. Er fordert Veränderungen, deren Umsetzung bis heute Bischöfe, Theologen und Gemeindemitglieder beschäftigen. Er wird zur Herausforderung für alle, die es in der Kirche lieber ruhig und festgefügt haben möchten.

 

Und mit bodenständigen Predigten gibt er immer wieder auch Einblick in seinen Glauben, in seine Form der Frömmigkeit.

So sagt er einmal, es könne nicht darum gehen zu bewahren, was alt ist, vielmehr gelte es jetzt, freudig und furchtlos an das Werk zu gehen, das unsere Zeit erfordere.

 

„Freudig und furchtlos“, das ist eine sympathische Beschreibung eines christlichen Glaubens, der mir gefällt!

 

Und vielleicht verbindet dieses Verständnis des Glaubens den alten, etwas rundlichen Johannes XXIII. mit dem coolen Johannes Paul II. Unterschiedlicher bis hinein in das äußere Auftreten können zwei Menschen wohl kaum sein. Der aktuelle Papst würdigt diese zwei Charaktere zusammen. Sie als Heilige zu verehren bedeutet nicht, dass sie perfekt wären. Sie werden auch nicht angebetet – ein häufiger Irrtum. Sie hatten, wie alle Menschen, Schwächen und Fehler. Von Heiligen zu sprechen bedeutet eher, dass ich mit ihnen zusammen meinen Glaubensweg und meinen Zugang zu Gott suchen kann. Und der ist häufig sehr unterschiedlich, so unterschiedlich, wie diese zwei Päpste. Auf ihre ganz eigene Weise zeigen sie, wie christlicher Glaube aussehen kann: „freudig und furchtlos“. In diesem Glauben sind sie beide sicher ein Vorbild. Und das ist ein Glaube, den ich mir und allen Christen wünsche.

 

Einen gesegneten Sonntag!