Das Wort zum Sonntag: "Light your flame" - ESC Baku

Das Wort zum Sonntag: "Light your flame" - ESC Baku
Pastorin Nora Steen
26.05.2012 - 19:55

Vielen Dank nach Hamburg und Guten Abend hier aus Baku. Von hier aus haben wir einen tollen Blick auf die Kristallhalle, in der Roman Lob und die anderen Sängerinnen und Sänger des Finales in diesen Minuten auf ihren großen Auftritt warten. Gleich geht es los, unter dem Motto „Light your flame“ – Entzünde dein Feuer. Auf die Stadt und die Menschen hier ist der Funke schon vor einigen Tagen übergesprungen! Überall sind Fans aus ganz Europa in den Straßen, die die beeindruckende Gastfreundschaft der Menschen hier erleben. Da kann ich sagen: Baku ist eine gute Gastgeberin. Ich z.B. bin hier von der Pfarrerin der kleinen lutherischen Gemeinde eingeladen. Sie hat mir sehr offen über die Verhältnisse hier berichtet, was von den Regierenden im Land sicherlich nicht gern gesehen wird.

Viele Menschen in Aserbaidschan verknüpfen mit dem Song Contest große Hoffnungen. Neben vielen anderen kritischen Gruppierungen auch die Christen, die hier eine religiöse Minderheit sind. Die Pfarrerin ist sicher: „Wir lassen uns durch Beschränkungen nicht mehr entmutigen. Uns ist es wichtig, das Licht unseres Glaubens leuchten zu lassen – egal unter welchem Druck wir leben.“ Aus ihren Worten klang für mich eine große innere Freiheit und zugleich der Wunsch, dass ganz Europa nicht nur heute Abend genau hinsieht, was hier in diesem Land geschieht - und wir uns nicht von der Fassade verführen lassen – so schön es sicher auch gleich werden wird.

Heute Morgen habe ich Razul Rafarov, einem Menschenrechtsaktivisten, getroffen. Er drückt seine Erwartung an den ESC so aus: „Wir hoffen, dass viele von euch in Europa jetzt mitbekommen, mit was für Problemen wir hier kämpfen. Wir wünschen uns, irgendwann zu euch zu gehören und ein kleines Stück von der Freiheit zu bekommen, die ihr habt.

 

Wie es aussehen kann, nicht die Freiheit zu haben die für uns in Europa eigentlich normal ist, habe ich hier am eigenen Leib erfahren. Dass ich nämlich jetzt gerade von diesem Ort das Wort zum Sonntag zu Ihnen sprechen kann ist alles andere als selbstverständlich. Und das, obwohl für uns ausländischen Gäste die Beschränkungen der Meinungs- und Pressefreiheit weitgehend nicht gelten, mit der hier Razul Rafarov, die lutherische Pfarrerin und so viele andere Menschen hier notgedrungen leben. Es ist also nur die Spitze des Eisbergs, die ich hier selbst erlebe.

Was gleich in der Kristallhalle passiert, ist deshalb für viele hier ein Symbol für Freiheit. Denn es ist völlig klar: Ohne Freiheit könnte es niemals einen Eurovision Song Contest geben! Wer gleich beim Finale mit seinem Lied ein Feuer entzünden will muss seinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf lassen können. Zensierte Lieder sind langweilig und blutleer.

 

Deshalb ist es für mich ein Widerspruch in sich, wenn der ESC in einem Land stattfindet, das diese Freiheit ihren eigenen Sängern nicht gewährt. Je stärker also die Lebensfreunde und die Botschaft der Freiheit heute Abend bei der grandiosen Show des Eurovision Song Contest zu spüren sind, um so stärker ist das Hoffnungszeichen für die Menschen hier. Deshalb möchte ich uns und Ihnen zu Hause einen spannenden und unterhaltsamen Abend wünschen. Drücken wir Roman Lob die Daumen, dass sein Feuer auf möglichst viele Menschen überspringt. Und lassen wir uns von den Melodien und Rhythmen begeistern, die das Licht der Freiheit in sich tragen! Jetzt aber erst einmal wieder zurück zu Judith Rakers nach Hamburg.

 

=> Zum Artikel: Das "Wort zum Sonntag" zum ESC wird Kritik nicht ausblenden, Rosa Legatis

 

 

Seit über 50 Jahren ist die Sendung aus dem Ersten nicht mehr wegzudenken. Mal regt es auf, mal stimmt es versöhnlich, immer regt es zum Nachdenken an.

 

Im Wechsel wird die Sendung von evangelischen und katholischen Sprechern vorgetragen.

 

Hinweis für Hörgeschädigte:
 

„Diese Sendung wird für hörgeschädigte Menschen mit

Videotext-Untertiteln Tafel 150 ausgestrahlt.“

 

Die nächsten Sendungen:

02. Juni 2012 - 23:40 Uhr
Das Wort zum Sonntag
spricht Adelheid Ruck-Schröder, Saarbrücken
 
09. Juni 2012 - 00:05 Uhr
Das Wort zum Sonntag
spricht Stefan Claaß, Herborn
 
16. Juni 2012 - 22:25 Uhr
Das Wort zum Sonntag
spricht Stefan Claaß, Herborn

 


 

 

=> News: Papst Benedikt XVI spricht das Wort zum Sonntag am 17.09.2011

=> News: Sprecherwechsel bei den katholischen Kollegen

=> News: Premiere für Dr. Adelheid Ruck-Schröder aus Saarbrücken am 8. Januar 2011

=> News: Ralf Meister als neuer Landesbischof gewählt

=> News: "Wort zum Sonntag"-Sprecher kandidiert als Bischof in Hannover