Das Wort zum Sonntag: "Exkommuniziert!"

Das Wort zum Sonntag: "Exkommuniziert!"
Pfarrer Gereon Alter
28.06.2014 - 22:05
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"Papst exkommuniziert Mafia" – Wie eine Bombe ist diese Nachricht Anfang der Woche eingeschlagen. Der sonst so bescheidene, zurückhaltende und Barmherzigkeit predigende Papst Franziskus nimmt ein Wort in den Mund, das an Schärfe kaum zu überbieten ist: Exkommuniziert! Ausgeschlossen. So nicht mehr zu uns gehörend. Wörtlich hat er gesagt: "Dieses Übel [die Mafia] muss bekämpft werden, es muss aus dem Weg geschafft werden, wir müssen Nein dazu sagen … Die, die in ihrem Leben so dem Weg des Bösen folgen, wie es die Mafiosi tun, leben nicht in Verbundenheit mit Gott. Sie sind exkommuniziert." Klare Kante!

 

"Exkommuniziert" – ein Wort, das bislang doch eher aus der Mottenkiste der Kirchengeschichte zu stammen schien. Auf einmal lässt es aufhorchen. Und nicht nur das: Hunderttausende klatschen Beifall. Der italienische Ministerpräsident bedankt sich beim Papst für seine "starken" Worte. Und selbst eine nicht gerade für ihre Kirchenfreundlichkeit bekannte deutsche Tageszeitung zollt ihm Respekt für sein "klares Urteil".

 

Warum? Weil das Wort "exkommuniziert" hier endlich einmal an der richtigen Stelle steht. Da, wo es eigentlich hingehört. Und nicht da, wo es aus Ängstlichkeit oder falschem Eifer leider schon allzu oft hingesetzt wurde. Berühmtestes Beispiel: Galileo. Er ist zwar nie formal exkommuniziert worden. Aber die Art und Weise, wie man mit ihm umgegangen ist, wie skeptisch die katholische Kirche damals gegenüber seinen Forschungen war und wie sehr sie auf ihren traditionellen Ansichten bestanden hat – das hat vielen den Eindruck vermittelt: Die katholische Kirche schließt Menschen aus, nur weil sie Angst vor Neuerungen hat.

 

Papst Franziskus hat Anfang der Woche noch einmal klar gemacht, was für ein Unsinn das ist – indem er das Wort "Exkommunikation" an die richtige Stelle setzt. Es geht nicht darum, Menschen zu maßregeln, nur weil sie nicht ganz so ticken, wie es die Kirche sich denkt. Da, wo schlimmstes Unrecht geschieht, wo Menschenleben vorsätzlich zerstört wird: Da kann es keine Gemeinschaft mit der Kirche geben. Denn da haben sich die Täter durch ihre böse Tat schon längst selbst ausgeschlossen.

 

Was man aufgrund der vielen romantisierenden Mafia-Filme leicht vergisst: Die Mafia ist eine Terrororganisation, die fürchterliche Bluttaten auf ihrem Konto hat. Der kaltblütige Mord an dem dreijährigen Jungen, den sie bei lebendigem Leib in einem Auto verbrennen ließen, ist nur ein grausames Beispiel dafür. In Duisburg hat die Mafia vor einigen Jahren sechs Menschen auf offener Straße umgebracht. Wer so etwas auch nur zulässt, "lebt nicht in Verbundenheit mit Gott", mag er sich auch einen noch so frommen Anstrich geben, wie es manche Mafiosi tun.

Der Papst lässt sich von einem solch frommen Gehabe nicht einlullen. Wer Christ sein will, der muss dem Leben dienen – so wie es die vielen tun, die sich tagein tagaus gegen Terror, Gewalt und Korruption stark machen (und dafür schon so manch bitteren Preis zu zahlen hatten).

Mir selbst ist durch die Rede des Papstes am vergangenen Sonntag noch einmal klar geworden, wie sorgsam wir als Kirche mit Verurteilungen umgehen müssen und wie wichtig es ist, das richtige Wort an die richtige Stelle zu setzen. "Exkommuniziert": das ist kein Wort, dass man Menschen an den Kopf wirft, nur weil sie nicht zu hundert Prozent mit einer kirchlichen Lehre übereinstimmen. "Exkommuniziert": das ist ein Wort, das denen gilt, die bewusst und ohne jede Reue Böses tun – und sich damit selbst ins Abseits stellen.