Sendung zum Nachlesen
Ich habe mich mit meinem Einkauf an der Supermarktkasse eingereiht. Jetzt bin ich dran. „Acht Euro siebenundneunzig!“ Als ich das letzte Teil in meine Tasche packe, fällt mein Blick auf die kleine blaue Sprechblase. Ach ja, in diesem Laden gehört das zum Angebot. „Aufrunden bitte!“ sage ich. Die Kassiererin sieht mich an und drückt eine Taste an ihrer Kasse. „Dann neun Euro!“ Sie lächelt. „An der Schule meiner Kinder gibt es ein Projekt, das durch dieses Programm gefördert wird.“ Mit den wenigen Cent, die das Kleingeld in meiner Geldbörse deutlich reduzieren, unterstütze ich Projekte für Kinder und gegen Kinderarmut in Deutschland. Ich lächele zurück.
Weil das in den vergangenen Jahren Menschen etwa zweihundert Millionen Mal getan und jeweils im Schnitt fünf Cent gespendet haben, sind zehn Millionen Euro zusammen gekommen. Kleine Geste – große Wirkung. Kostbar war mir in diesem Moment das warme Einverständnis, das mich mit der Kassiererin verband.
Kleine Dinge haben Macht und können die Welt verändern, weil sie den Gedanken eine andere Richtung geben. Für einen Moment bin ich da an der Kasse aus meinem Einkaufsplan ausgestiegen. Ach ja, da war doch noch was! Den oder die andere im Blick haben, Gutes tun, auch das ganz Kleine wertschätzen. So kann Neues beginnen, weil das Herz mit ins Spiel kommt und sich dadurch das Denken verändert. Das geschieht oft ganz unspektakulär und organisch.
Als Jesus gefragt wird, wie das Reich Gottes kommen wird, erzählt er von einer Frau, die eine kleine Menge Sauerteig nimmt und unter eine große Menge Mehl mischt. Unmerklich und doch sehr wirkungsvoll durchdringt der Sauerteig das Mehl und verändert seine Konsistenz. So kann es zum Brotteig werden. Ein Hoffnungsbild, aufgenommen im Alltag.
Mir machen solche Initiativen wie „Aufrunden bitte!“ Hoffnung. Da haben Menschen sich Gedanken gemacht, eine Idee entwickelt und setzen sich dafür ein, dass mit einem ganz kleinen Anteil, den jeder und jede leistet, etwas in Bewegung kommt, Gesundheitsförderung geschieht, benachteiligte Kinder unterstützt werden. Und mit jedem Mal, wenn Menschen das an der Kasse sagen, verändert sich das Denken, sickert die andere Sicht der Dinge unmerklich und wirksam in das Miteinander ein. Nicht nur die große Geste, mit der einer gibt, oder der große Wurf, den eine sich ausdenkt, verändern die Welt. Auch die, die das Kleine tun, geben der Hoffnung Raum und halten die Zukunft offen. Und viele rechnen dabei mit Gottes Macht, die gerade den kleinen Dingen Kraft und Wirkung gibt.
Es gilt das gesprochene Wort.