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Arche Noah 2.0 – Schutz für die Vielfalt der Arten
Gedanken zur Woche von Pfarrer Stephan Krebs
09.12.2022 05:35
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Seit Dienstag tagt in Montreal die Internationale Konferenz zum Schutz der Artenvielfalt. Wenn sie es doch nur so einfach hätte wie einst Noah mit seiner Arche: Noah rettet damals die Tierarten vor dem Untergang, berichtet die Bibel. Dafür baut er ein großes Schiff. Als die verheerende Sintflut beginnt, gehen Tiere von jeder Art an Bord: Giraffen und Mäuse, Würmer und Raben, Wölfe und Schafe, dazu Noah und seine Familie. Viele niedliche Bilder und Baukästen stellen die Arche als eine idyllische Überlebensgemeinschaft dar.

Aus heutiger Sicht hatte Noah eine gigantische Aufgabe zu bewältigen. Niemand weiß auch nur annähernd, wie viele Arten es auf der Erde überhaupt gibt. Es sind jedenfalls viele Millionen und jedes Jahr werden neue entdeckt. Die Erde ist ungeheuer reich an Arten - noch.

Nicht alle mag man. Es sind auch Schnaken und giftige Algen dabei. Die würde man gerne los und das kann die Menschheit auch. Berühmt ist das Insektengift DDT - sehr effizient, damals. Aber mit den Mücken verschwanden auch die Vögel. Und das Gift landete überall, auch im Menschen. In der Natur hängt eben alles miteinander zusammen.

Das heißt nicht, dass alles so bleiben muss, wie es ist. Schon immer war die Natur in Bewegung: Arten kamen, andere gingen. Gottes Schöpfung ist kein abgeschlossenes Kunstwerk, sondern ein offenes. Immer wieder gab es Krisenzeiten, in denen die Vielfalt der Schöpfung dramatisch schrumpfte und sich dann neu entwickelte. Etwa in der Dinosaurierzeit. Verbunden war das aber mit unermesslichem Leiden und Sterben. Das möchten Menschen weder verursachen noch selbst erleben. Besser das tun, was die Bibel den Menschen aufgibt: die Erde bebauen, die Schöpfung bewahren.

 

Zurück zur Arche. Idyllisch war sie nicht. Im Gegenteil: Noah, der Kapitän, hatte schwierige Passagiere an Bord. Die Wölfe werden nach den Schafen geschielt haben. Die Natur ist einander Freund und Feind, man hilft und frisst einander. Daran nehmen auch die Menschen teil. Sie konkurrieren mit den anderen Lebewesen zum Beispiel um den Raum. Wo Artenvielfalt gedeihen soll, ist kein Platz für große Getreidefelder.

Darüber wird die internationale Konferenz zu beraten haben. Das ist schwierig, denn die Interessen sind vielfältig, auch gegenläufig - und zum großen Teil verständlich. Für manche geht es um das pure Überleben, für andere um die Bewahrung ihrer Kultur, für dritte um ihren Wohlstand. Zudem ist die Natur derartig komplex, dass die Menschheit noch längst nicht alles versteht.

Die Bibel hat dafür kein Rezept und schon gar keine fertige Lösung. Aber eine weite Sicht und ein starkes Bild: die ganze Welt in einer Arche. Damit vermittelt sie eine gute Haltung: Menschen, Tiere und Pflanzen sitzen in einem Boot. Gemeinsam trifft sie das Unheil der Sintflut, gemeinsam überspannt sie danach der Segen Gottes. Der soll bleiben und weiterwirken. Vielleicht ist die Natur deshalb so unglaublich kraftvoll. Sie kann schnell regenerieren, wenn man sie denn lässt. Sie zeugt vom unerschöpflichen Ideenreichtum Gottes. Für mich ein Grund zur Hoffnung.

Mit der biblisch geprägten Haltung schaut man anders auf die Welt. Ein Baum ist dann nicht nur Holzlieferant, sondern ein lebendiger Teil der Schöpfung. Im tropischen Regenwald sieht man  nicht nur potenzielles Weideland für die Rinder, sondern die grüne Lunge der einen Erde. Die Meere sind weit mehr als eine riesige Zuchtanlage für Fische, sondern Raum des Lebens. Wer das alles nur ausbeutet, kann jetzt davon vielleicht gut leben. Doch dann bleibt zu wenig für später. Alles hängt mit allem zusammen. Auch die Zukunft mit der Gegenwart.

Wer morgen noch gut leben will, muss heute die Vielfalt erhalten.

Dafür den Tieren und Pflanzen 30 Prozent der Erde und 30 Prozent der Meere zu überlassen, das würde sicher helfen. Das ist das erklärte Ziel der Konferenz. Ob es ihr gelingt?

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