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Die Sendung zum Nachlesen:
Was für eine wunderbare Welt, in der wir leben! „What a wonderful world.“ Wenn das Lied im Radio kommt, stelle ich gern etwas lauter. Schade, dass dieser Klassiker es nicht geschafft hat, in die kirchlichen Gesangbücher aufgenommen zu werden. Für mich verbindet sich die Melodie mit der rauen Stimme von Louis Armstrong. Der große Entertainer hat seinen wohl bekanntesten Song Mitte der sechziger Jahre aufgenommen. Da heißt es:
„Ich sehe grüne Bäume, rote Rosen – sie blühen für dich und mich.
Und ich denke so bei mir: was für eine wunderbare Welt!
Ich sehe den blauen Himmel, weiße Wolken,
den vom Licht verwöhnten Tag und das geheimnisvolle Dunkel der Nacht –
und ich denke mir: was für eine wunderbare Welt!“
Frieden herrscht da auf der Erde, da in dieser wunderbaren Welt. Die Tür zum Paradies steht einen Spalt offen. Da siehst du Bäume, die nicht absterben, sondern grünen und wachsen. Sogar rote Rosen blühen, obwohl es Winter ist. Die Menschen hier vertragen sich. Sie gestehen sogar einander, dass sie Liebe füreinander empfinden können. Krieg scheint ein Fremdwort zu sein. Für mich malt dieses Lied eine Welt, wie Gott sie sich bei der Schöpfung erdacht hat
Louis Armstrong war zum Zeitpunkt der Plattenaufnahme schwer herzkrank. Sein Produzent war sich nicht sicher, ob Armstrong die nächste Tournee überleben würde. Das Studio, in dem „What a wonderful world“ produziert wurde, lag in einem schäbigen Industriegebiet, ständig donnerte die Eisenbahn vorbei. Es war die Zeit des Vietnamkrieges. Die Welt stand in Flammen. Louis Armstrongs Lied aber nimmt es auf mit der Situation. Es bietet eine andere Sicht auf die Welt an.
Das war nicht einfach: Den süßen Klang der Violinen im Hintergrund musste der Tonmeister immer neu aufnehmen, wegen der Eisenbahn im Hintergrund. Und sah man aus dem Plattenstudio, blickte man auf verfallene Lagerhäuser und leere Parkplätze. Nicht aber auf blühende Bäume oder gar rote Rosen. Man diskutierte über den Vietnamkrieg, nicht über Liebe. Armstrong muss gedacht haben: Wenn du von Hoffnung erzählen willst, musst du mehr sehen als das, was da ist.
Diese schöne neue Welt, von der Armstrong singt, sie war meilenweit entfernt. Und das hat sich bis heute nicht geändert. Menschen verlassen ihre Heimat, weil dort Krieg ist. Andere vertreibt der Klimawandel aus ihrer Heimat. Manche denken, sie seien die letzte Generation, die den bedrohlichen Klimawandel noch aufhalten kann. Unsere Welt ist zerbrechlich geworden, ihr Überleben unsicher. Louis Armstrong aber singt von einer klaren Hoffnung:
Ich höre Babies weinen; ich schaue zu, wie sie aufwachsen.
Sie werden viel mehr lernen als ich je wissen werde.
Und ich denke so bei mir: Was für eine wundervolle Welt.“
Das Lied lebt von einer Aussicht auf etwas, was erst noch kommen wird. Es gibt diese spezielle Sichtweise nicht auf: Unsere Erde kann und wird überleben. Es werden auch morgen Kinder unter diesem blauen Himmel aufwachsen. Die kommende Generation wird lernen, nicht untergehen. Für mich schaut Louis Armstrongs Lied auf diese Welt, wie Gott sie sich denkt. Eine wunderbare Welt ist Gottes Schöpfung für alle Menschen. So ist sie gemeint, so soll es sein und so kann es werden: Auf dieser Erde wird es gerecht zugehen. Alle haben genug, um über den Tag zu kommen. Keinen Überfluss, aber zum Sattwerden wird es reichen. Der Himmel ist klar und blau und die Wolken nicht aus Abgasen. Kinder wachsen ohne Hunger und Angst auf. Da lockt ein Land, das schön ist. Alle Voraussicht auf solch eine schöne, wunderbare Welt ist kostbar, niemand sollte sie aufgeben. Nur wer zu hoffen wagt, ist Realist und kann die Welt gestalten.
Diese wunderbare Welt ist kein Traum. Sie wird eines Tages kommen. Wer Hoffnung hat, kann sie schon sehen. Und ihr mutig entgegengehen.
Es gilt das gesprochene Wort.