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Die Sendung zum Nachlesen:
Da müssen wir eben nochmal richtig Geld in die Hand nehmen.
Dieser Satz aus dem Wirtschaftsleben hat in viele Bereiche Einzug gehalten.
Dabei nimmt praktisch niemand mehr Geld in die Hand, wenn Geld in die Hand genommen werden soll. Zahlungen geschehen längst mit Hilfe von Überweisungen, Chipkarten oder einer App auf dem Handy. Selbst Kleinstbeträge werden heute an der Kasse bargeldlos bezahlt.
Das Portmonee kommt aus der Mode. Dennoch tragen viele gern ein paar Scheine oder Hartgeld in der Tasche. Man weiß ja nie! Verfechter des Papiergeldes fürchten um ihre Freiheit und Anonymität; nicht weil sie etwas zu verbergen hätten, sondern weil Nutzerdaten einer Person selbst zu einer Ware werden, ohne dass der Einzelne nachvollziehen kann, wer Einsicht in sein Kaufverhalten nehmen wird.
Viele nehmen also Geld in die Hand; wortwörtlich mit den Fingern oder mit Worten, weil das so etwas Handfestes suggeriert.
Als Jesus auf das Steuersystem der römischen Besatzer angesprochen wurde, hat er auch Geld in die Hand genommen. Ist es richtig, dass man dem Kaiser Steuern zahle oder nicht, fragten ihn seine Kritiker – um ihn aufs Glatteis zu führen. Beim Geld hört die Freundschaft auf. Und die Steuern des Kaisers in Rom kamen dem Personenkult des Kaisers – und wohl kaum dem Gemeinwesen zu Gute.
Jesus ließ sich eine Münze geben und nahm sie in die Hand. Wessen Bild ist zu sehen? Das des Kaisers. Dann gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. So lautet seine freigiebige Antwort, die bis heute an den Wertmaßstäben nagt.
Denn natürlich misst die Gesellschaft und jeder und jede Einzelne dem Geld Wert zu. So funktioniert Geld ja - alle sind eingebunden in ein Bewertungssystem, das sich über Zahlen und Summen definiert. Das war im römischen Reich so, und hat sich bis heute gehalten. Fast alle Bereiche des Lebens sind kommerzialisiert.
Im Juni vor 75 Jahren wurde in den westlichen Besatzungszonen nach dem Krieg die D-Mark eingeführt. Das legte den Grund für ein marktwirtschaftliches Gesellschaftssystem und schuf die Voraussetzungen für das sogenannte Wirtschaftswunder in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Bei der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten spielte die Einführung der D-Mark auch im Osten eine wichtige Rolle. Kommt die D-Mark nicht zu uns, gehen wir zur D-Mark, so hieß es. Viele Gegner des Euro berufen sich heute noch auf die Härte der D-Mark oder vermissen die nationale Identität, die die deutsche Währung symbolisierte.
Eigentlich ist Geld nur Geld. Hilfreiches Tauschmedium, das alle am Warenhandel beteiligt, egal ob Großkonzern oder Rentnerin. Aber Geld ist zum Götzen geworden: schon die Münze als einer der frühesten Wertspeicher übte eine Faszination aus. Immer war und ist ein Glücksversprechen mit im Gepäck.
Jesus hat sich davon distanziert. Er hat andere Lebensbereiche in den Fokus gerückt. Sie lassen sich nicht kaufen: Vertrauen ins Leben und in den Himmel, Zuwendung und Liebe. Zeit. Glücksempfinden und Schmerzempfinden.
Geld ist nützlich. Man darf es in die Hand nehmen. Schmutzig ist es nur dann, wenn es zum Götzen, zum Selbstzweck wird. Ob privat oder politisch - entscheidend ist, was damit getan wird. Welchem Zweck dient es? Wofür lohnen sich die Ausgaben? Daran misst sich der wahre Wert des Geldes. Auch Währungspolitik ist erst besonnen, wenn Handel und Wohlstand sich gerecht und nützlich für möglichst alle Menschen entwickeln können.
Es gilt das gesprochene Wort.