Morgenandacht
Gemeinfrei via Unsplash/ Jametlene Reskp
Im Gleichklang mit Jesus
Morgenandacht von Pfarrer Holger Treutmann
24.06.2023 06:35

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Die Sendung zum Nachlesen: 

Johannes heißt die neue Glocke. Sie ist die zweitgrößte Glocke der Dresdner Frauenkirche. Vor 20 Jahren wurde sie gegossen und läutet im wiederaufgebauten Gotteshaus oft mehrmals am Tag; auch heute am Johannestag. Der Guss einer Glocke aus Bronze  geht sehr schnell, die Vorbereitung dagegen ist aufwändig und  braucht größte Sorgfalt.

Bevor die Glocke gegossen werden konnte, musste aus Ziegeln zunächst ein Kern gemauert und mit Lehm bestrichen werden. Mit einer sogenannten Rippe aus Holz wird dann das Innere, und nach weiterem Lehmauftrag auch das Äußere der künftigen Glocke abgebildet. Dazwischen werden Trennschichten gelegt. Es entsteht ein Kern innen, und ein Mantel außen und im Zwischenraum eine sogenannte ‚falsche‘ Glocke aus Lehm, die der künftigen Glocke im Grunde aber schon entspricht. Nach dem Abheben des Mantels wird die falsche Glocke vorsichtig zerschlagen, so dass der Kern erhalten bleibt. Der Zwischenraum zwischen Mantel und Kern, den die sogenannte ,falsche‘ Glocke freigehalten hatte, wird dann mit der flüssigen Bronze gefüllt. Und so entsteht die neue Glocke. Die falsche Glocke öffnet den Raum für die wahre, die eigentliche Bronzeglocke.

Johannes und Jesus.

Johannes war der Vorläufer Jesu. Er war derjenige, der Jesus ankündigte. So schreiben es die Evangelien. Nein, Johannes war kein „falscher Jesus“, genau so wenig wie die „falsche Glocke“ etwas Falsches verkündigt. Johannes stand ganz im Einklang mit Jesus. Und Jesus widerlegte Johannes nicht, vielmehr erfüllte er, machte er wahr, was Johannes ahnte und ankündigte:

Kehrt um! Tut Buße! Der Messias ist nahe! Das Gottesreich wird aufgerichtet! Welche konkrete Vorstellung Johannes von diesem kommenden Gottesreich tatsächlich hatte, lässt sich kaum noch nachvollziehen. In jedem Fall  war er offen für das, was werden sollte und rief die Menschen zur Reinigung auf, zum rituellen Bad im Jordan. Johannes der Täufer. So ging er in die Christentumsgeschichte ein, weil er als Vorläufer Jesu Menschen taufte, und auch ihn selbst, Jesus, getauft hat.

Johannes hatte eigene Jünger, die ihm nachfolgten; möglicherweise gab es Zeiten, in denen beide, Johannes und Jesus, wie Konkurrenten erlebt wurden.

Die Evangelien bemühen sich eifrig, das Verhältnis zwischen Johannes und Jesus zu klären: Johannes hat seinen Wert als gerechter und richtungsweisender Mahner. Er war derjenige, von dem der Prophet Jesaja schon sprach. Er ist ein Rufer in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ein Wegbereiter Jesu.

So wie der vorläufigen Glocke aus Lehm schon Form, Oberfläche, Krone und Glockenzier auf den Leib geschrieben steht, so war Johannes. Er schafft den Raum für Jesus.

„Ich muss abnehmen; er aber muss zunehmen“, sagt Johannes über sich selbst. Jesus bringt dann den vollen Klang der göttlichen Ewigkeit in die Welt. Wie die Bronze eine Legierung zweier Metalle ist, so fließen in Christus himmlische Gegenwart und irdische Realität untrennbar zusammen. Und diese Präsenz Gottes in Christus klingt durch die Jahrhunderte nach bis heute; auch durch die Glocken, die zu Gebet und Gottesdienst einladen.

Bereitet dem Herrn den Weg und erfüllt den Willen Gottes.

Johannes wollte aufrütteln: Seht ihr es denn nicht?!

Die Unterdrückten, die Chancenlosen; die Entrechteten; die Niedrigen, die dafür sorgen, dass es den Großen gut geht; die ausgesaugt werden für den Wohlstand der Wenigen. Auch Ignoranz prangert er an: Fragt nach Gott und dem wahren Sinn des Lebens. Sucht nicht nach persönlichen Vorteil und momentanem Wohlergehen.

Johannes, der einsame Rufer in der Wüste.

Sein Ruf ist Platzhalter für die Gerechtigkeit, die der Welt fehlt;

Platzhalter für die Gottesgegenwart, die nicht wahrgenommen wird;

Platzhalter für ein Reich, das nicht von dieser Welt ist,

und doch in dieser Welt beginnt;

Platzhalter für Christus, der an meiner Seite bleibt,

auch durch den Tod zum Leben.

 

Es gilt das gesprochene Wort.