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Bis Silvester haben wir noch über einen Monat. Aber im Kirchenjahr sind die letzten Tage angebrochen. Am Ersten Advent beginnt das neue. Was für Musik passt dazu in dieser Zeit zwischen den Jahren? Advent ist noch nicht, Weihnachten noch lange nicht, aber die Gedenktage im November sind auch vorbei. Also irgendetwas dazwischen: etwas zwischen Zukunft und Vergangenheit – zwischen hier und heute und morgen.
Ich habe etwas gefunden. Ein Lied, das aus Altem besteht und neu entstanden ist. Mit Stimmen, die bereits verstummt sind, und lebendigen. Musik für die ganz großen Gefühle, gemacht von Menschen und künstlicher Intelligenz. Das Lied handelt von Liebe und Sehnsucht, von heute und morgen - genau wie der Titel: Now and Then.
Es ist der letzte Song der Beatles. So jedenfalls wurde er angekündigt. Ganz ehrlich: Ich habe zuerst gedacht: Muss das sein?! Zwei der vier Beatles leben nicht mehr. Es handelt sich also zur Hälfte um ein posthumes Lied, von dem man gar nicht weiß, ob die Verstorbenen zu Lebzeiten ihr Einverständnis gegeben hätten. Eine Kassettenaufnahme von John Lennon. Über Jahre nicht brauchbar für eine Veröffentlichung, erst KI hat‘s möglich gemacht. Ein bisschen entstand da auch der Verdacht, da muss auch die letzte Note, der letzte Ton noch zu Geld gemacht werden. Hat ja auch geklappt, denn der Song führte sofort die Playlists. Die Fernsehsender berichteten ausführlich, manch ein Moderator hatte dabei einen schwärmerischen Glanz in den Augen.
Am Morgen nach der Veröffentlichung habe ich das Lied gehört. In der Küche beim Frühstück mit meinem Sohn. Diesmal kamen mir die Tränen: unverkennbar die Stimme von John Lennon, der von der Liebe singt, die er mit Yoko Ono auch gefunden hat. Sie ist heute 90 Jahre alt. Ich erinnerte mich an den Tag, als er vor seiner New Yorker Wohnungstür erschossen wurde, und an den Schock und die Trauer, die alle Welt erfasste. Ich musste daran denken, dass auch George Harrison mittlerweile nicht mehr lebt. Die anderen beiden – Paul McCartney und Ringo Starr – sind inzwischen alte Herren. Gleichzeitig klingt das Lied "Now and Then" nach ihren Anfängen als wilde Pilzköpfe. Ich hörte kreischende Mädchen und erinnerte mich an viele andere Beatles-Songs, die ich bis heute mit bestimmten Ereignissen verbinde: mit verflossenen Lieben und Abschieden, mit Party und dem Gezwitscher der Amsel im Garten. Soviel Leben in einem Lied. Ein Vorgeschmack auf Ewigkeit und Auferstehung – morgens an unserem Küchentisch.
Es gilt das gesprochene Wort.