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"Hass macht hässlich!" murmelt die Frau neben mir und blickt dabei auf den alten Mann, der uns langsam mit seinem Fahrrad entgegenfährt. Als er sie erkennt, nickt er kurz und guckt dann wieder weg. Sein Gesicht verhärtet sich noch mehr. "Der hat mir das Leben manches Mal schwer gemacht", seufzt meine Gesprächspartnerin. Sie war Lehrerin und hat all die Jahre der DDR ihren christlichen Glauben recht offen gelebt. Das hat den Mann wohl herausgefordert, sie immer wieder anzuschwärzen, ihr dieses und jenes nachzusagen und auch ganz gezielt Vorhaben zu sabotieren, die ihr wichtig waren. Ihr hat das damals Angst gemacht und große Probleme bereitet. Jetzt schaut sie ihm bedauernd hinterher und sagt: "Ich habe das längst vergeben." Er jedoch kann ihr bis heute nicht in die Augen blicken.
"Hass macht hässlich." Das könnte der Titel sein für eine spektakuläre Erzählung aus dem Buch Daniel. Am Hof des babylonischen Königs toben heftige Rivalitäten und drei junge Männer aus Judäa erzeugen mit ihren Erfolgen die Missgunst anderer Höflinge. Schnell ist ein Komplott geschmiedet. Die einzige Schwachstelle der Judäer ist ihr Glaube. Sie werden niemals einen anderen Gott anbeten als ihren. Der König wird überredet, ein Standbild von sich aufzustellen und zu befehlen: Alle müssen es anbeten. Wer das nicht tut, soll in einen großen Feuerofen geworfen werden. So nimmt das Unheil seinen Lauf. Ihre Freundschaft macht die drei jungen Männer stark, den Drohungen zu widerstehen, sich nicht zu beugen und bei ihrem Glauben zu bleiben. Sie werden verraten und in den Feuerofen geworfen. Ein Engel, den Gott geschickt hat, rettet sie unversehrt aus dem Feuer. Doch der Hass der anderen lodert weiter und frisst sich noch tiefer in sie hinein.
Was ihr in den bedrohlichen Situationen damals geholfen hat, frage ich meine Gesprächspartnerin, die Lehrerin in der DDR. "Unser Glaube und unser Freundeskreis", sagt sie. Hier konnten sie und ihr Mann offen reden und sich austauschen, hier waren sie wertgeschätzt und vor den immer wiederkehrenden Anfeindungen geschützt. "Das hat uns für die Zeiten im Feuer gestärkt!" sagt sie und fügt hinzu "Und das Gebet! Wir haben jeden Tag gemeinsam gebetet und auch immer für die gebetet, die uns Böses taten. Das hat mir geholfen, ihr menschliches Gesicht zu sehen." Ich bewundere ihr Gottvertrauen und ihre Menschenliebe. "Ich habe einen Wahlspruch", sagt sie und zitiert ihn für mich: "Warum? Mein Herz, lern das Vertrauen. Bei Gott hat alles seinen Sinn. Einst wirst Du staunend rückwärts schauen und wissen: Alles war Gewinn!" Und ich bewundere sie gleich noch ein bisschen mehr.
Es gilt das gesprochene Wort.