Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage!
Sendung zum Nachlesen
Nach den Blitzern und den Staumeldungen interessiert er mich morgens am meisten: Der lokale Wetterbericht für meine Insel Rügen. Wie es wohl wird und ob ich den Schirm einstecken muss, das möchte ich schon gerne wissen.
So auch neulich: Ich bin gerade unterwegs zu einem Hausbesuch bei einem alten Landwirt, als das Norddeutsche Regionalprogramm den Wetterbericht präsentiert: Schönes Wetter kündigt der Wetterexperte an. Es sei ein wirklich goldener Herbst, für Ende September sehr mild, fast 10 Grad wärmer als sonst um diese Zeit. Und der Moderator entgegnet, so ein Wetter sei doch "Balsam für die Seele".
Als ich wenig später auf dem Hof des Landwirts eintreffe, eröffne ich mit diesen neuesten Wetterinformationen auch gleich das Gespräch. Damit – so denke ich - ist der Einstieg in den üblichen Smalltalk geleistet. Aber leider springt der alte Landwirt gar nicht auf meine Worte an. "Schönes Wetter" murmelt er nur und schaut an mir vorbei in die Gegend.
Ich überlege schon, wie ich das Thema jetzt am günstigsten wechseln könnte. Aber da schaut er mir plötzlich direkt ins Gesicht. Und dann legt er los:
Herr Pastor, das mit dem schönen Wetter, das mag ja vielleicht für die Touristen stimmen. Aber ansonsten ist das Unfug. Wissen sie, ich bin jetzt bald 80 Jahre alt. Mein Leben lang habe ich einen so warmen Herbst noch nicht erlebt. Aber ich halte das für gar kein gutes Zeichen. Frösche, Bienen und Ringelnattern wissen nicht mehr, ob Herbst oder Frühling ist. Und ich befürchte, die Bäume werden Knospen kriegen, noch bevor der Wind das alte Laub von den Bäumen gekehrt hat.
Was wir wirklich bräuchten, ist Regen. Es ist absolut zu trocken! Unser Grundwasserspiegel ist seit der Trockenheit vor vier Jahren um 1,5 Meter gesunken. Er erholt sich auch nicht mehr und ich weiß nicht, wie lange unser Hausbrunnen überhaupt noch Wasser gibt. Wir bräuchten einen völlig verregneten Herbst und Winter; das wäre schönes Wetter. Aber das interessiert keinen. Hauptsache, wir fühlen uns wohl. Dass da gerade die Natur aus den Fugen gerät, das interessiert keinen!
Jetzt ist er fertig mit seiner Rede und ich schweige verlegen. Weil alles darauf hindeutet, dass er mit seiner Sicht der Dinge absolut recht hat.
Die Bibel sagt, wir Menschen sollen die Erde bebauen und bewahren. Das heißt, wir sind für weit mehr verantwortlich, als nur für unser eigenes Wohlbefinden. Dieser alte Landwirt hat mich mit seinen Worten sehr nachdrücklich daran erinnert, w. Wie wichtig es ist, die Dinge nicht nur aus meiner eigenen Perspektive zu betrachten – und das gilt auch für das Wetter.
Es gilt das gesprochene Wort.