Die Stadt Babel steht in der Bibel für den Wunsch, sich abzusichern und alles im Griff zu haben. Und sie erzählt davon, wie leicht man dadurch genau das Gegenteil bewirkt.
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Die Stadt Babel steht für die Sehnsucht des Menschen nach Sicherheit. Es beginnt mit einer globalen Katastrophe. Die Sintflut vernichtet alles Leben. Nicht grundlos übrigens. In der Bibel steht: "Als aber der HERR sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, da reute es den HERRN, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden, … und er sprach: Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde." (1. Mose 6,5-7)
Nur ein Mensch findet Gnade vor Gott: Noah. Gott befiehlt ihm, ein Schiff zu bauen, auf dem er und seine Familie, dazu ein Paar von jeder Tierart, Rettung finden sollen. Und so kommt es. Als die Flut vorbei ist, zweifelt Gott an dem, was er angerichtet hat. In der Bibel sagt Gott: "Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht." (1. Mose 8,21f.)
Gott hat zwar die Bösen vernichtet, das Böse hat offensichtlich überlebt. Dem Bösen ist mit Strafen nicht beizukommen. Angstmache führt nicht ans Ziel. Doch auch Gottes wohlwollende Worte am Schluss beruhigen nicht wirklich. Das Urvertrauen ist dahin. Ein Gott, der gestern so entschieden hat und heute anders, kann morgen wieder einen neuen Plan verfolgen.
Und so beschließen sie, sich von diesem Gott unabhängig zu machen. Wer auf Nummer Sicher gehen will, muss mit dem Schlimmsten rechnen. Ein Turm muss her, höher als jede Flut muss er werden. In dem Projekt steckt eine gehörige Portion Selbstzweifel. So zweifelten die Menschen von Babel wohl an ihrer Rechtschaffenheit.
Am Schluss der Geschichte erreichen die Menschen von Babel das Gegenteil dessen, was sie wollten: Gott verwirrt ihre Sprache, so dass einer den anderen nicht mehr versteht. Der Turm von Babel bleibt eine Bauruine.
Heute ist die Angst vor göttlichen Strafen verschwunden. Die Sehnsucht nach Sicherheit ist geblieben. Früher gab es noch das Vertrauen auf Gott, heute meint man, alles steuern zu müssen. Wer sich nicht auf sich selbst verlässt, ist verlassen.
Das Trauma von Babel ist heute die Angst vor der Unverfügbarkeit. Doch wer alles in den Griff bekommen will, muss scheitern. Denn das Leben basiert wesentlich auf Vertrauen, ab dem ersten Atemzug.
Es gilt das gesprochene Wort.
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