Sendung zum Nachlesen
Ganz fest glauben können möchte ich in dieser Zeit. Hoffen, dass wir alle gehalten sind in Gottes Hand. Dass der Spuk bald vorbei ist – und die Zahl der Opfer nicht in unmessbare Zahlen steigt.
Vorbilder im Glauben gibt es ja viele. Zum Beispiel die Mönche von IONA. Sie haben in Schottland gesiedelt, Armen geholfen, intensiv gebetet und gearbeitet. Und heute gibt es eine IONA Kommunität, die sich auf der ganzen Welt für mehr Gerechtigkeit einsetzt. „Glaubens-Riesen“ sozusagen.
Oder Wangari Maathai aus Kenia. Sie hat beharrlich und gegen viele Widerstände angefangen, in ihrem Land Bäume zu pflanzen. Dafür bekam sie im Jahr 2004 als erste Frau Afrikas den Friedensnobelpreis.
Oder Menschen, die sich in der Arche-Bewegung engagieren – inzwischen gibt es 154 Kommunitäten in 38 Ländern. Menschen mit Handicaps leben zusammen mit Menschen ohne Handicaps. Es geht um eine menschlichere Gesellschaft – und darum, aufeinander zu achten, täglich.
Diese Glaubens-Helden müssen einen unerschütterlichen Glauben haben. Den einfachen Otto-Normalverbraucher-Glauben scheinen sie jedenfalls komplett in den Schatten zu stellen.
Und gerade in dieser erschütternden Corona-Krise wünschte ich mir – und natürlich anderen - nur wenigstens ein paar mehr Fünkchen von einem so unerschütterlich erscheinenden Glauben. Oder doch zumindest eine Liturgie, irgendeine Art von Anleitung für mich, die mich durch den Tag trägt. Ein Gerüst für die Seele – wie die Iona-Andachten. Regelmäßig vertraute Verse zu beten und zu singen – vielleicht auch immer zur selben Zeit: Das gibt der Seele einen roten Faden. Um durchzukommen, durch den Tag und seine Einsamkeit. Und für die Zukunft, durch die Angst hindurch. So stelle ich mir das jedenfalls vor.
Und wir versuchen es ja. Wir singen zuhause und feiern digitale Gottesdienste. Wir sind den Osterweg gegangen, mit den vertrauten Texten und der jahrhundertealten Musik. Aber es fühlt sich immer wieder nach dünnem Eis an. Wir sind dünnhäutig und wackelig.
Was mir hilft in den zagenden Momenten, das ist dann das Bild von „Gottes geliebter Gurkentruppe“, wie es in einer Kirchentags-Abschlusspredigt so wunderbar hieß. Wir Christinnen und Christen sind in der Regel keine Held*innen-Truppe mit Vorzeigeglauben. Aber die verändernde Macht des Glaubens steht uns allen zu. Wir Christen ringen immer neu darum. Und wir verzweifeln manchmal daran, wie wir ihn in dieser komplizierten Welt leben können.
Was mir auch hilft, das ist der Blick auf einen ganz anderen Glaubenshelden. Der gab zu, wie sehr ihn Zweifel und Angst zerfressen haben. Dietrich Bonhoeffer. Er hat im Gefängnis, in großer Not, sein ganz eigenes Bekenntnis geschrieben. Ein Bekenntnis, das Gott und den Menschen in gleicher Weise ernst nimmt, und doch Gott ganz Gott sein lässt.
Er schreibt: „…Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandkraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten…“
Bonhoeffers Glaube ist aus schmerzlichen Erfahrungen entstanden – und trotz schmerzlicher Erfahrungen. Nicht leicht, nicht einfach da. Wohl eher im harten Ringen gewachsen. Aber hier glaubt jemand an einen Gott, dem nichts zu groß ist und auch nichts zu klein. Bonhoeffer ist überzeugt: dies ist ein Gott, der nicht ohne den Menschen, nicht ohne mich sein will.
Daran möchte ich und daran kann auch ich ganz fest glauben!
Es gilt das gesprochene Wort.