Morgenandacht
Zwischen den Zeiten
Piets Arche
28.12.2016 05:35

Piet lebt zwischen den Zeiten, schon lange. Seit einer gefühlten Ewigkeit baut er hinter dem Deich an seinem Traum. Der ist immer noch nicht Wirklichkeit, dafür aber umso beeindruckender. Zwei mächtige Giebel spannen durch den Himmel. Altenglischer Stil. Rotgelbe Klinker, Fachwerk, Bleiglasfenster. Aber im Westtrakt verschließen noch immer Spanplatten die großen Fronten. Ein Traumhaus im Rohbau. Aber Piet lebt schon darin. Viele fahren vorbei, etliche bleiben stehen. Sie schauen, staunen, schütteln die Köpfe. Sie nennen es Unsinn, was er da tut – wie damals an der Arche.

 

Durch den Glauben hat er uns den Zugang zur Gnade Gottes ermöglicht. Sie ist der Grund, auf dem wir stehen. Und wir dürfen stolz sein auf die sichere Hoffnung … Hoffnung macht uns nicht zum Gespött (Röm 5,2+5).

 

Piet ähnelt dem biblischen Noah. Der Bart, die Vision und natürlich sein Hoffen. Auch das Lieben und Leiden von Piet spiegelt sich im Buch der Bücher. Die Helden der Bibel kennen, was Piet immer wieder erleben muss. Sie nehmen es sozusagen vorweg. Dazu gehört das verständnislose Nicken der anderen, der Nachbarn, Zuschauer, Besucher. Piet lächelt in solchen Momenten durch seinen Bart. Erst kürzlich wieder. Da hat sein Traum vom altenglischen Landhaus im Ostflügel neue Fenster bekommen. Aus Bleiglas natürlich. Darin eingefasst neutestamentliche Szenen: Jesus, Maria und Joseph der Zimmermann. Die Rahmen hat Piet alle selbst gemacht. In nächtelanger Arbeit. Aus Eiche. Von Holz, da versteht er was.

Schimpft er hin und wieder mal? Gut möglich. Das wird ja auch von den Großen der Heilsgeschichte erzählt. Selbst über den Arche-Konstrukteur Noah. Frust und Verzweiflung also. Bestimmt. Denn die Vision vom Haus übersteigt alles, was der Bauherr sich einst ausgemalt hat. Die Dimensionen gewaltig. Auf dem Papier, den Blaupausen waren es bloß Striche, Ziffern, Gradzahlen. Aber auf dem Boden der Tatsachen sieht alles ganz anders aus. Wie am Beginn mit der Fundamentplatte. Bauleute gießen sie im Frühling. Über Monate liegt sie dann im Land, nichts geschieht. Aus Frühling wird Sommer. Erst im Herbst legen Maurer die ersten Ziegel aufeinander. Andere hätten aufgegeben. Aber Piet macht weiter. Jeden Tag. Obwohl er nicht weiß, wann dieser kommt, an dem sein Traum vollendet sein wird. Denn dafür lebt er.

 

Jedes neue Jahr wird genau von diesem Prinzip bestimmt. Einige, viele, vielleicht sogar alle Menschen bauen darauf. Irgendwann in diesen zwölf Monaten kommt er: Der Moment, an dem sich alles erfüllt. Frieden in Syrien, ein neues Afrika, die große Liebe. Dafür leben, glauben, arbeiten sie. Auf Hoffnung hin. Und zwar jedes Jahr aufs Neue. Immer schon. Wieder und wieder. Mancher tut das schon so lange, so dass Freunde und Nachbarn mit dem Kopf schütteln. Wie an der Arche oder vor dem Haus mit den mächtigen Giebeln hoch im Norden, das nicht fertig werden will.

 

Ja. Piet ist ein biblischer Held. Denn vieles aus dem Buch der Bücher findet in ihm Gestalt. Der Bart, das Leben und das Hoffen zwischen den Zeiten, seine Vision. Er weiß, dass sein Tag kommt. Irgendwann. Wirklichkeit statt Traum. Früher oder später. Ob er diesen Zeitpunkt in dieser Welt noch erlebt, vermag Piet nicht zu sagen. Trotzdem fiebert er diesem Moment entgegen, an dem sein altenglisches Landhaus mit den beiden Giebeln vollendet sein wird. Und wenn er davon spricht, lächelt er durch seinen Bart. Er lebt aus Hoffnung. Auch wenn viele andere das für Unsinn halten, kopfschüttelnd weitergehen. Nebensache, denn von Hoffnung, da versteht er was.

 

Durch den Glauben hat er uns den Zugang zur Gnade Gottes ermöglicht. Sie ist der Grund, auf dem wir stehen. Und wir dürfen stolz sein auf die sichere Hoffnung … Hoffnung macht uns nicht zum Gespött (Röm 5,2+5).