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Sendung zum Nachlesen
Um mich herum wird viel gestorben in diesen Tagen. Heimtückische Krankheiten untergraben Lebensentwürfe. Alltag zerbricht. Dazu kommen die Nachrichten von den Toten in der Ukraine, in Gaza, Israel, im Sudan…
Die Handschrift des Todes ändert sich nie. Alle Menschen sind sterblich. Ob Kaiser, Königin, Bettelmann, ob Präsident, CEO oder Schulkind, ob rechtsextrem oder geflüchtet. Unsere Zeit ist begrenzt, und wir wissen nicht, wann wir durch diese Tür müssen, hinter der das Unbekannte beginnt. Oder, wann wir unsere Liebsten durch diese Tür entlassen müssen. Es ist eine Lebensaufgabe, dazu eine Haltung zu gewinnen. Manche sprechen von Wiedergeburt. Andere tanzen nur den einen Tanz. Es reiche ihnen, Sternenstaub zu sein, sagen sie trotzig. Oder Humus.
Wir Christen sprechen von der Auferstehung der Toten. Ebenso trotzig. Wir sagen: Das Leben endet nicht im Grab. Wir vertrauen darauf, dass das Wieder-zu-Erde-Werden nicht das letzte Wort hat. Wir glauben, dass wir aufgehoben sind und etwas bleibt von uns, verwandelt, aber erkennbar. Opa ist im Himmel, sagen wir deswegen und wissen, wie schräg das klingt.
Und während wir Erwachsenen in Erklärungsnot kommen, erschafft das Kind einen Trost auf Papier. Zwischen allen Tränen. Guck mal! Es malt ein Bild, auf dem Opa lächelt. Er sitzt auf einer Bank unter dem Kirschbaum. Vielleicht hat er Flügel. Bestimmt eine Schirmmütze: wegen der Glatze, die so leicht Sonnenbrand bekommt.
Die Liebe hört niemals auf. Das ist wohl das Wichtigste im Angesicht des Todes. Niemals hört sie auf. Sogar, wenn sie sich als Wut oder Hass oder Untröstlichkeit verkleidet. Am Grund schimmert Liebe. Der Stoff, aus dem die Tränen sind. Manchmal trägt sie Schirmmütze.
Und so grüßt Christus. Liebevoll. Hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel, bekennen wir Christusleute. Natürlich wissen wir, wie schräg das klingt. Und manchmal singen wir dieses Lied auch nur sehr leise. Aber lieber leise schräg singen als gar kein Lied.
Ganz sicher glaube ich, dass die Gräber leer sind. Dass meine Toten dort nicht warten. Sie sind auferstanden und aufgehoben in der Kraft, die aus Nichts etwas Gutes schaffen kann, die Fesseln löst und in die Weite führt und die eben den Tod in eine Tür verwandelt. So wirkt die Kraft der Liebe.
Und bis es so weit ist, lieber G’tt, will ich mit meinen Liebsten am Küchentisch sitzen, essen und lachen und streiten und mich wieder versöhnen, als gäbe es kein Morgen.
Es gilt das gesprochene Wort.