Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage!
Die Sendung zum Nachlesen:
„Liebe Hörerinnen und Hörer,
heute betrachten wir die Jahreslosung für das Jahr 2024, die uns aus dem ersten Korintherbrief 16,14 entgegenstrahlt: ‚Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.‘
Diese kurzen Worte sind ein mächtiger Aufruf an uns, unser Leben und unsere Handlungen von Liebe durchdringen zu lassen.
Um diese Botschaft weiter zu vertiefen, lassen Sie uns einige Bibelstellen in unsere Andacht aufnehmen, die diese Aussage unterstützen.“
Ich finde, man merkt es ziemlich schnell, schon an der Sprechweise, die irgendwie unnatürlich wirkt: Diese Andacht stammt nicht von einem Menschen. Sie wurde erstellt von einer künstlichen Intelligenz, kurz KI.
KI ist ja in aller Munde im Moment. Warum sie also nicht auch mal ausprobieren für eine Rundfunkandacht, dachte ich. Ich habe Michael Voß gebeten, eine KI-Andacht zur biblischen Jahreslosung zu generieren. Michael Voß ist Redakteur beim MDR und engagierter Christ. Er findet, dass es im christlich-kirchlichen Bereich zu viel Angst vor KI gibt. Mit ihrer Hilfe könne man ganz neue Zielgruppen erreichen mit der christlichen Botschaft. Deshalb stellt er privat für jeden Tag eine KI-Andacht ins Netz. Zu ganz unterschiedlichen Themen. Für heute also diese, zu finden auf KI-andacht.de
Mit vielen Bibelversen, direkt aneinandergereiht, erklärt die Künstliche Intelligenz die Jahreslosung: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“
„In Matthäus 22,39 sagt Jesus: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Diese Worte erinnern uns daran, dass die Liebe zu unseren Mitmenschen ein grundlegendes Gebot ist. Unsere Liebe sollte so selbstlos und tief sein, wie die Liebe, die wir für uns selbst empfinden.
In Johannes 13,34-35 sagt Jesus: ‚Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.‘ Hier betont Jesus die Bedeutung der Liebe als Kennzeichen seiner Jünger. Unsere Liebe zueinander sollte uns als Christen auszeichnen.
In Galater 5,13 heißt es: ‚Ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder und Schwestern. Allein seht darauf, dass diese Freiheit nicht zur Rechtfertigung für das Fleisch wird, sondern dient einander in Liebe.‘ Diese Stelle erinnert uns daran, dass die Freiheit, die wir in Christus haben, mit der Verantwortung einhergeht, einander in Liebe zu dienen. (…)“
Und so weiter. Schließlich noch ein guter Wunsch für die Christinnen und Christen:
„Möge die Liebe Gottes in unseren Herzen erstrahlen und uns leiten, damit alles, was wir tun, in Liebe geschehe. Amen.“
Alles richtig, alles wahr. Eine Hilfe, vielleicht ein bisschen auch eine Versuchung für mich als Predigerin, ein Thema rundherum, zack-zack zu beschreiben. Und doch spüre ich Unbehagen. Die KI sammelt nur. Sie versteht nicht wirklich. Und vor allem: Sie fragt nicht. Hinterfragt nicht. Sie hat keinerlei Zweifel.
Ja, die KI weiß Bescheid über die christliche Liebe. Theoretisch. In der Praxis ist das komplizierter mit dem „Alles in Liebe geschehen lassen“. Das hatte der Apostel Paulus vor Augen, der diesen Satz von der Liebe an die Christen in Korinth geschrieben hat.
In der bunt zusammengesetzten Gemeinde ging es nicht besonders liebevoll zu. Es gab Stress zwischen den verschiedenen Gruppen, schlimmen Streit zu allen möglichen Themen. Paulus ringt mit den Leuten um Zusammenhalt und Liebe.
Kunstvoll-poetisch beschreibt er eine grenzenlos-unendliche, unfassbar-perfekte Liebe. Und auch, wie unerreichbar die ist. Wie unvollkommen unsere Versuche sind, alles, was wir tun, in Liebe geschehen zu lassen.
Und trotzdem gibt Paulus diesen Schubs: Traut euch! Seid einfach liebevoll! Versucht es! Vielleicht nicht immer soo intelligent. Nicht künstlich. Menschlich halt.
Es gilt das gesprochene Wort.