Was tue ich für Andere?

Wort zum Tage
Was tue ich für Andere?
19.01.2015 - 06:23
05.01.2015
Pfarrerin Christina-Maria Bammel

Mal angenommen, Sie hätten heute einen freien Tag - geschenkt natürlich und bezahlt wie ein Arbeitstag. So etwas wie ein staatlicher Feiertag. Anders aber als sonst . Angenommen , Sie könnten an diesem freien Tag entscheiden, Ihre Zeit und Kraft einzusetzen, wo es nötig ist in der Nachbarschaft , wo es gewissermaßen „brennt“ in Ihrem Umfeld. Wohin würden Sie gehen? Mithelfen bei der Essenausgabe in der Notunterkunft oder beim Training für Dauerarbeitslose oder beim Hilfseinsatz in der Schule mit 80% Migrationshintergrund unter den Schülern? Wohin gehen, wo mithelfen? Eine Frage, die an diesem dritten Montag im Januar in den USA eine Rolle spielt. Denn da ist Martin Luther King Tag. Es gibt ihn seit rund dreißig Jahren – in zeitlicher Nähe zum Geburtstag des schwarzen Bürgerrechtlers am 15. Januar. Die Person und die tiefen Spuren, die Martin Luther King gelegt hat, gaben den Impuls für einen solchen Feiertag. King selbst wird dabei natürlich oft zitiert. Es geht ja darum, Menschen landauf landab für die freiwilligen Einsätze zu begeistern. Besonders bekannt ist Kings Frage: „Was tue ich für Andere?“ Es sei die Lebensfrage überhaupt. Und mit dieser Frage ist der Nerv des freien Montags getroffen. Statt auszuspannen geht es darum, sich einspannen zu lassen, und zwar möglichst fröhlich und ohne dafür bezahlt zu werden. Oft allerdings belohnt mit Dankbarkeit und mit dem guten Gefühl: Du hast geholfen. Nicht alle Bundesstaaten in den USA, geschweige denn Unternehmen und Firmen geben den Arbeitskräften diesen bezahlten freien Tag. Aber das Datum hat sich im nordamerikanischen Kalender etabliert als Erinnerungstag, als Tag des Dienstes für andere. Weitere 90 Länder sollen dazu gekommen sein. Da verschenken Menschen einen Tag lang ihre Zeit an andere, an die auf den Schattenseiten der Gesellschaft. Die Idee des Tages liegt auf der Hand: „Everybody can be great, because everybody can serve.“ Menschliche Größe im mitmenschlichen Dienen. Vielleicht können Sie persönlich das gerade nicht tun, vielleicht haben Sie selbst zu kämpfen um das Nötigste. Womöglich aber kennen Sie Menschen in Ihrer Umgebung, die Woche für Woche ohne Bühne wie selbstverständlich und verlässlich helfen – in Schulen, Heimen und Unterkünften. Dann wäre dieser Montag eine gute Gelegenheit, einmal Danke zu sagen. Ja: Danke, dass ihr nicht nach Vergütung fragt, sondern helft und auch heilt um einer Gemeinschaft willen, in der keiner vergessen sein soll.

05.01.2015
Pfarrerin Christina-Maria Bammel