Vergleichen

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Vergleichen
oder wie die Sünde in die Welt kam
03.04.2022 - 07:05
11.12.2021
Thomas Dörken-Kucharz
Über die Sendung:

Macht das Vergleichen mit Anderen den Menschen böse? Und was ist mit negativen Gefühlen wie Neid und Missgunst? Pfarrer Thomas Dörken-Kucharz geht der Frage nach, wie die Sünde in die Welt kam - und wie sich überwinden lässt. 

Der "Feiertag" im DLF zum Nachhören und Nachlesen.

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Warum sind die Welt und das Leben nicht einfach gut? Woher kommt das Böse?

Auf diese Fragen hat eigentlich keine Religion eine Antwort, die die Vernunft wirklich zufriedenstellt. Aber auch der Philosophie gelingt keine zufriedenstellende Antwort. Die Fragen einfach beiseitelegen, geht aber auch nicht lange gut. Im Leid, in jeder Ungerechtigkeit und Schuld, in jedem Verbrechen und erst recht durch einen Krieg kommen die Fragen bohrend zurück.

Auch die Geschichten am Anfang der Bibel kämpfen mit dem Bösen und ringen um eine Erklärung: Zum einen ist es die Erzählung von Eva und Adam im Garten Eden und ihre Vertreibung aus diesem Paradies. Zum anderen der Bruderzwist von Kain und Abel mit dem ersten Mord. Beides Mal spielt augenscheinlich das Vergleichen eine ursächliche Rolle. Beide Geschichten versuchen mit dem Bösen bzw. mit der Sünde klarzukommen, ohne Gott dafür verantwortlich zu machen. Gott hat die Welt gut geschaffen. Gott ist gut. Deshalb muss das Böse in der Welt anders erklärt werden. Er kann nicht sein Ursprung sein. Ist also der Mensch der Ursprung des Bösen? Oder ist es die Schlange? Oder gar die Sexualität?

Aus naturwissenschaftlicher Sicht hat die Paradieserzählung nicht sehr viel zur Erklärung der Menschwerdung beizutragen. Da wissen wir dank Archäologie und Paläoanthropologie viel, viel mehr. Und vieles stellt sich anders dar. Das entwertet die biblischen Geschichten aber keineswegs. Es ist vielleicht ähnlich wie mit naiver Malerei. Verglichen mit einer detailgenauen und „objektiven“ Fotografie stimmt da vieles nicht. Und doch kann das gemalte Bild tiefe und andere Wahrheiten enthalten und ausdrücken, die auf dem „naturgetreuen“ Foto vielleicht gar nicht zu sehen sind.

Im Garten Eden, dem Paradies, lässt Gott wunderbare Bäume mit wohlschmeckenden Früchten wachsen. Die ersten Menschen Adam und Eva sollen den Garten bebauen und bewahren; sie sollen und dürfen die Tiere und Pflanzen benennen und ansonsten leben sie sorgen- und kleiderfrei, also nackt - und ohne den Tod zu kennen.

 

In der Mitte des Gartens aber wuchsen zwei besondere Bäume: der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Und Gott der Herr gebot dem Menschen: »Von jedem Baum im Garten darfst du essen. Aber vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen. Sobald du davon isst, wirst du sterben.« (1 Mose 2,9.16-17)

 

Die perfekte Harmonie wird alsbald empfindlich gestört. Die Schlange - als das klügste der Tiere bezeichnet und noch nicht auf dem Erdboden kriechend - diese Schlange fordert Eva heraus, lockt sie, von allen Bäumen zu essen. Eva verweist auf das Verbot, vom „Baum der Erkenntnis“ zu essen, denn dann müssten sie sterben.

Die Schlange entgegnete der Frau: »Ihr werdet ganz bestimmt nicht sterben. Denn Gott weiß: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf. Ihr werdet wie Gott sein und wissen, was Gut und Böse ist.« Da sah die Frau, dass dieser Baum zum Essen einlud. Er war eine Augenweide und verlockend, weil er Klugheit versprach. Sie nahm eine Frucht und biss hinein. Dann gab sie ihrem Mann davon, und auch er aß. Da gingen den beiden die Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie banden Feigenblätter zusammen und machten sich Lendenschurze. (1 Mose 3,4-7)

 

Das Genießen der Frucht bringt das gesamte Koordinatensystem von Adam und Eva durcheinander. Was hat es auf sich mit diesem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse?

 

Ein Baum, der zur Erkenntnis von Gut und Böse führt, setzt die Existenz des Bösen ja bereits voraus. Das Böse kam also nicht durch das Essen vom falschen Baum in die Welt. Es ist ja nicht der Baum des Bösen oder der böse Baum. Es ist der Baum, dessen Früchte den Menschen in die Lage versetzen Gut und Böse zu unterscheiden.  Die Lust auf die verbotenen Früchte entsteht aus einem doppelten Vergleich. Dem Vergleich mit anderen Bäumen und dem Vergleich mit ihrem Schöpfer.

 

»Ihr werdet wie Gott sein und wissen, was Gut und Böse ist.« (1 Mose 3,5)

 

Nach der Schöpfungsgeschichte sollen die Menschen die Tiere und die Pflanzen benennen. Das aber geht nur durch Vergleichen und Unterscheiden. Und auch mit den Früchten im Garten Eden war das so. Nur wer den Unterscheid zu anderen Bäumen und Früchten merkte, würde nicht aus Versehen vom falschen Baum essen. Vergleichen ist notwendig und an sich nicht schlecht. Ist nur das „sich-mit-Gott-vergleichen“ schlecht? Warum aber sollten Menschen, die als Ebenbild Gottes geschaffen sind, sich nicht mit ihm vergleichen?

Aus diesem Vergleichen mit Gott werden die Menschen erwachsen. Sie erlernen Ethik, verstehen, was Schuld ist und was Verantwortung bedeutet. Und sie werden selbständig. Eine Sünde vermag ich da nicht zu erkennen. Mit der Fähigkeit zu unterscheiden, zu vergleichen, zu benennen, hat Gott die Fähigkeit zum Urteilen in die Menschen gelegt. Ohne das Essen vom Baum der Erkenntnis hätte Gott uns Menschen für immer wie Haustiere gehalten und uns unwissend und letztlich dumm gelassen. Dass Gott die Menschen so gewollt hat, glaube ich nicht. Zur vollen Menschwerdung führt kein Weg am Baum der Erkenntnis vorbei.

Die Geschichte von Adam, Eva und der Schlange erzählt keinen Sündenfall, sondern das Erwachsenwerden, nicht das Sündig - sondern das Mündigwerden. Das hat auch mit Pubertät und Sexualität zu tun. Aber die Sexualität ist nicht die verbotene Frucht und nicht die Sünde, und schon gar nicht das Böse. Zur Reife des Menschen gehört auch die Geschlechtsreife. Und ein Reifungsprozess lässt sich nicht umkehren. Das Paradies ist eine Projektion der Kindheit und der fröhlichen unbekümmerten Unreife und Unschuld. Es ist ein Schatz, der in den Menschen als Ahnung des Guten und als Hoffnung auf Heimat verbleibt. Die tatsächliche Welt ist beschwerlich und oft auch grausam. Sie ist aber keine Folge des Sündenfalls. Denn da ist von Sünde gar nicht die Rede, schon gar nicht von der sogenannten Erbsünde.

Leider haben wir Theologen über die Jahrhunderte auf diese Geschichte, die mit dem Rauswurf aus dem Paradies endet, die Lehre von der Erbsünde getürmt. Dabei wird in naiven Bildern nur erzählt, dass ein Riss durch die Welt geht, dass die Welt nicht so ist, wie Gott sie gemeint hat. Und die Menschen können in diesen Paradieszustand nicht zurück. Und ich will es ernsthaft auch gar nicht. Ich möchte moralische Urteilskraft haben und ich möchte auch die Erfahrung erotischer Liebe nicht missen.

 

Die Bibel erzählt weiter. Adam und Eva bekommen „jenseits von Eden“ Kinder: Kain und Abel nämlich. Vorbei war es nun mit dem Schlaraffenland, das Leben war kein Zuckerschlecken mehr. Kinder kriegen unter Schmerzen und ihr Brot nur im Schweiße ihres Angesichts essen zu können, hieß die neue Devise. Das waren die Existenzbedingungen für Adam und Eva und auch für die beiden Söhne Kain und Abel. Abel war Nomade oder Halbnomade und Viehzüchter, Kain war sesshaft, Ackerbauer. Die Geschichte spielt also gedacht in der jüngeren Steinzeit, die Menschen sind nicht mehr nur Jäger und Sammler. Sie halten Viehherden und Haustiere und verstehen es schon, Getreide anzubauen.

Ackerbauer und Viehzüchter waren in den alten Kulturen einerseits Konkurrenten, andererseits aufeinander angewiesen. Dass es zwischen ihnen Streit gab, war alltäglich, beide aber wussten, dass sie einander brauchten.

 

Eines Tages brachte Kain dem Herrn von dem Ertrag seines Feldes eine Opfergabe dar. Auch Abel brachte ein Opfer dar: die erstgeborenen Tiere seiner Herde und ihr Fett. Der Herr schaute wohlwollend auf Abel und sein Opfer. Doch Kain und sein Opfer schaute er nicht wohlwollend an. Da packte Kain der Zorn, und er blickte finster zu Boden. Der Herr fragte Kain: »Warum bist du so zornig, und warum blickst du zu Boden? Ist es nicht so: Wenn du Gutes planst, kannst du den Blick frei erheben. Hast du jedoch nichts Gutes im Sinn, dann lauert die Sünde an der Tür. Sie lockt dich, aber du darfst ihr nicht nachgeben!«

Kain sagte zu seinem Bruder Abel: »Lass uns aufs Feld gehen!« Als sie auf dem Feld waren, fiel Kain über seinen Bruder Abel her und erschlug ihn. (1 Mose 4, 3-8)

 

Im Gegensatz zum sogenannten Sündenfall von Adam und Eva, ist hier wirklich von „Sünde“ die Rede. Da wo es zur Bluttat kommt, zum Mord. Und wieder steht am Anfang das Vergleichen.

Denn Kain erlebt, dass Gott Abels Opfer annimmt, seins aber nicht. Welche Gründe Gott dafür hatte, wird nicht erzählt. Nirgends steht, dass Kain schlechter war als Abel oder irgendetwas falsch gemacht hätte. Vielleicht will die Geschichte gerade sagen, dass Ungleichbehandlung doch andauernd geschieht.  Das Leben ist nicht immer fair. Ungerechtigkeiten, Hindernisse, Katastrophen sind an der Tagesordnung. Sie widerfahren auch jeder und jedem; manchen mehr als anderen. Hier geschieht die Kränkung durch das Nichtansehen, das nicht wohlgefällige Ansehen des Kainschen Opfers. Es geht nicht darum, ob Gott gerecht ist oder nicht. Es geht darum, dass es Vorkommnisse gibt, die Menschen zutiefst treffen, verletzten, kränken. Und gerade Geschwister können am meisten über Bevorzugen, Kränken, Neiden und Prahlen erzählen. Die Ur-Geschichte fragt gerade danach, was man mit solcher Kränkung anzufangen weiß. Für Kain wäre zu lernen gewesen: Wie gelingt es Dir, das auszuhalten? Wie gehst Du, Kain, damit um? Auf der anderen Seite vielleicht auch: Wie gehst Du, Abel, damit um? Schlägst Du Kapital aus Deinem Vorteil? Fühlst Du Dich jetzt überlegen? Zeigst Du das auch noch und lässt es Deinen Bruder spüren?

 

Ich kann jedenfalls Kain gut verstehen, dass er seinen Blick zu Boden richtet. Dass er nicht weiß wohin mit seinem Zorn.

Gott versucht sich im Folgenden als Therapeut. Er sieht zwar Kains Opfer nicht an, aber er spürt dessen Zorn. Und nun warnt er ihn eindringlich, dem Zorn nachzugeben.

Und hier kommt die Sünde erstmals in der Bibel zur Sprache:

 

Hast du jedoch nichts Gutes im Sinn, dann lauert die Sünde an der Tür. Sie lockt dich, aber du darfst ihr nicht nachgeben! (1 Mose 4,7)

 

Die Ablehnung hat Kain gekränkt und der Zorn ihn ergriffen. Das war unvermeidlich. Denn Gott bedeutet ihm etwas, sonst hätte er ja nicht geopfert. Es nagt an ihm, dass Gott sein Opfer nicht annimmt, wohl aber das seines Bruders.

 

Hast du jedoch nichts Gutes im Sinn, dann lauert die Sünde an der Tür. Sie lockt dich, aber du darfst ihr nicht nachgeben! (1 Mose 4,7)

 

Der Zorn ist noch nicht die Sünde, er lockt die Sünde aber an die Tür. Sie lauert. Hinter der Schwelle oder auf der Schwelle. Und da erwartet Gott von Kain, dass er ihr nicht nachgibt, dass er die Situation handeln kann und die Sünde nicht reinlässt. Und Schwellen oder Grenzen hat man zu respektieren. Um auf die aktuelle Situation zu sprechen zu kommen: Dass Russland mit seinen Truppen geübt hat, war schon bedrohlich. Da waren Zorn und Aggressionen im Spiel. Es wäre aber noch angegangen, solange Russland die Grenzen gewahrt hätte. Jetzt aber schreit das Blut ihrer ukrainischen Schwestern und Brüder zum Himmel.

Theologen haben im Schatten der Erbsündenlehre meistens behauptet, dass schon der Zorn und der Neid Sünde sind. Das stimmt aber nicht, wenn man der biblischen Geschichte folgt. Zorn und Neid sind natürliche Reaktionen auf Kränkung und Ungleichheit. Sie tun nicht gut, das ist wahr. Aber diese Gefühle sind noch nicht die Sünde. Die Sünde lauert jedoch auf der Schwelle. Und was Gott offenkundig will, ist, dass Menschen lernen mit Neid, mit Zorn, mit Kränkung, mit Ungleichheit zu leben; sie zu verarbeiten; sie darüber hinaus sogar produktiv zu nutzen.

Kain hat es nicht geschafft. Und für Abel wurde es übel. Die Sünde übermannte Kain, er lockte Abel aufs Feld und erschlug ihn. Hier ist die Bosheit mit Händen zu greifen und gleichzeitig unfassbar. Wenn es sowas wie Erbsünde gibt, dann passiert sie hier. Die Ursünde: Dass es Kain nicht schafft, seine Gefühle und seine Kränkung zu verarbeiten und gewalttätig wird. Und es war Mord, kein Totschlag. Denn Kain hatte es geplant.

Kain ist in der Erzählung nicht der einzige, der zornig geworden ist. Denn als Gott den Mord an Abel realisiert, fragt er Kain:

 

»Was hast du getan? Das Blut deines Bruders schreit vom Ackerboden zu mir. Verflucht sollst du sein, verbannt vom Ackerboden, den deine Hand mit seinem Blut getränkt hat! Wenn du ihn bearbeitest, wird er dir künftig keinen Ertrag mehr bringen. Du wirst ein heimatloser Flüchtling sein und von Ort zu Ort ziehen.« Kain erwiderte dem Herrn: »Die Strafe ist zu schwer für mich. Du verjagst mich jetzt vom Ackerland und verbannst mich aus deiner Gegenwart. Als heimatloser Flüchtling muss ich von Ort zu Ort ziehen. Jeder, dem ich begegne, kann mich erschlagen.« (1 Mose 4,10-14)

Gott ist so zornig, dass er Kain selbst der Schutzlosigkeit und damit dem sicheren Tod preisgeben will. Gott aber schafft es, seinen eigenen Zorn positiv zu verarbeiten. Einerseits straft er Kain, andererseits gibt er ihm eine zweite Chance.

 

Der Herr antwortete: »Das soll nicht geschehen! Wer Kain tötet, an dem soll es siebenfach gerächt werden.« Der Herr machte ein Zeichen an Kain. Niemand, der ihm begegnete, durfte ihn töten. (1 Mose 4,15)

 

So blieb Kain am Leben und wurde zum Vater der Zivilisation und der Kulturtreibenden. Wir sind alle Nachfahren Kains. Denn Abel hatte keine. Wir tragen alle das Kainsmal! - will heißen: Diese Abgründe schlummern in uns Menschen.

Was Gott von uns will, ist dass wir soweit menschlich werden, dass wir den anderen, die andere leben lassen. Es geht „jenseits von Eden“ vieles schief, es gibt Ungleichheit, Benachteiligung und Kränkung, in jedem Leben. Zwischen Einzelnen, zwischen Gruppen und auch zwischen Völkern. Wo sie Neid und Zorn empfinden, vielleicht oder nur scheinbar zu Recht, da lauert die Sünde, da droht Gefahr. Es wird destruktiv, wenn Menschen es nicht schaffen, das zu integrieren, das zu verarbeiten.

 

Eine Frage lässt mich in der Kainsgeschichte doch nicht los. Und sie hat damit zu tun, ob Religion und Glaube das Böse in der Welt mindern und Gutes bewirken können. Warum hat Gott Kains Opfer nicht angesehen?

Der Kern dessen, was Christinnen und Christen glauben, was sie in der Taufe oder im Segen erfahren, ist, dass Gott sie gnädig ansieht, dass Gott uns Menschen liebt. Dass wir seine Kinder sind, seine geliebten erwachsenen Kinder. Sich von Gott angenommen und geliebt zu wissen, hilft gerade Kränkungen, Ungerechtigkeiten und Missgunst zu verarbeiten und positiv zu integrieren. Wieder Gutes zu planen und den Blick zu heben. Dieser Glaube hilft, ins Leben und ins Vertrauen zurückzufinden.

Warum sah Gott Kains Opfer nicht an? Ich wage einen spekulativen Schluss: Gott sah Kains Opfer nicht an, wohl aber Abels. Danach aber wendete er sich Kain zu und redete intensiv mit ihm, mit Abel jedoch kein Wort. Das könnte doch heißen: Gott hatte Kain eines tieferen, reiferen Gottesverständnisses für würdig befunden. Er wollte ihm vielleicht zeigen, dass er, Gott, keine Wunscherfüllungsmaschine ist, die man per Opfer bedient, besänftigt und gütig stimmt. Vielleicht wollte Gott Kain zeigen, dass es mitunter kompliziert und verschlungen sein kann, diese Welt mit allem Bösen und Schönen zu verstehen und sie mit Gott in Beziehung zu setzen. Wenn also das Gottes eigentliche Absicht war, Kain zu einem tieferen Verständnis seines Glaubens herauszufordern, dann ist das fürchterlich schief gegangen. Einerseits. Andererseits würde es bedeuten, dass Gott letztlich Kain bevorzugt hätte, weil er mit ihm einen großen Schritt in der Erkenntnis und im Glauben weitergehen wollte.

Das Vergleichen macht den Menschen noch nicht böse, auch negative Gefühle sind nicht böse. Sie bergen aber die Gefahr der Sünde und der bösen Tat. Sünde gehört in der Urgeschichte zu Kains Bluttat und nicht zu Evas Naschen vom Baum. Die Urgeschichte liefert keine Antwort auf die Frage, woher das Böse kommt. Der Glaube an einen guten und gütigen Gott kann helfen, Neid und vor allem Missgunst im Zaum zu halten und sich froh dem Leben mit allen Höhen und Abgründen zu stellen. Schönstes Bild dafür ist für mich der Psalm 23.

Der Herr ist mein Hirte,

mir wird nichts mangeln.

Er weidet mich auf einer grünen Aue

und führet mich zum frischen Wasser.

Er erquicket meine Seele.

Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,

fürchte ich kein Unglück;

denn du bist bei mir,

dein Stecken und Stab trösten mich.

Du bereitest vor mir einen Tisch

im Angesicht meiner Feinde.

Du salbest mein Haupt mit Öl

und schenkest mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,

und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Musik dieser Sendung:
 

  1. Eva Kruse, Terrassa del Sol, CD-Titel: In Water
  2. Eva Kruse, Till Havet, CD-Titel: In Water
  3. Eva Kruse, Felicia, CD-Titel: In Water
  4. Eva Kruse, Felicia, CD-Titel: In Water
  5. Eva Kruse, When We Dance, CD-Titel: In Water

 

 

11.12.2021
Thomas Dörken-Kucharz